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Keine Azzurri, keine Oranje, keine Soccer Boys, keine La Roja, keine Black Stars, keine Elefanten und keine unbezähmbaren Löwen. Selten zuvor war die Liste an prominenten Zuschauern einer Fußball-WM so lange wie diesmal. Mit Italien, den Niederlanden, USA, Chile, Ghana, der Elfenbeinküste und Kamerun fehlen zum einen große Kapazunder, zum anderen schillernde, spielfreudige Dauergäste von Fußballfesten. (Österreich darf sich weder zu den einen noch zu den anderen zählen). Stattdessen können sich Teams wie Panama, Saudi-Arabien, Tunesien, Schweden, Südkorea und Island versuchen - allesamt nicht dafür bekannt, vom herzerfrischenden Offensivgeist beseelt zu sein. Aber so ist er, der Zeitgeist im Weltfußball, der spätestens seit der Euro 2016 die Erkenntnis gebracht hat, dass ein gut organisiertes Defensivbollwerk mit extremer taktischer Disziplin der Schlüssel zum Erfolg ist. Dass dies just die Schweden mit Wikinger-Catenaccio gegenüber den Erfinder desselben vorexerzierten, darf als Treppenwitz der Fußballhistorie notiert werden. Verzweifelt stürmenden Azzurri nutzte selbst 75 (!) Prozent Ballbesitz nichts. Klar ist, dass damit in Russland die Klassiker - das Salz in der Suppe jedes Turniers - rar werden: Deutschland vs. Italien oder Holland ist schon nicht möglich. Und der Ausblick für die Fans ist auch wahrlich nicht rosig: Weder die paneuropäische EM 2020 (von Dublin bis Baku) noch die unselige Advent-WM 2022 in Katar haben das Zeug zu großen atmosphärischen Fußballfesten.