Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Geschichte der Welthandelsorganisation ist auch die Geschichte einer gescheiterten UNO-Einrichtung. Denn eigentlich war vorgesehen, dass die ITO (Internationale Handelsorganisation) die weltweiten Handelsströme regelt. Sie sollte sich wirtschaftlicher und sozialer Fragen wie Arbeitnehmer- oder Umweltschutz annehmen. Doch die ITO scheiterte 1948 am US-Kongress. Die USA hatten andere Handels- und Investitionsintentionen und wollten auf Arbeitnehmer, Umwelt sowie die Entwicklungsländer keine Rücksicht nehmen.
Ein Teil der ITO blieb als Rumpf bestehen, der dann als GATT (General Agreement on Tariffs and Trade) von 1948 bis 1994 die Geschicke der Weltwirtschaft lenkte. Ziel des GATT war die Liberalisierung des Warenhandels. Doch mit dem Bestehen des GATT wuchs auch die Unzufriedenheit darüber. 1994 gründeten die 124 GATT-Mitglieder in Marrakesch die WTO (Welthandelsorganisation). Gleichwertig zum GATT wurden die Abkommen über Dienstleistungen GATS (General Agreement on Trade in Services) und über geistiges Eigentum TRIPS (Trade Related Aspects of Intellectual Property Rights) ins Leben gerufen.
Der Trade-Watch-Zentrale WTO haben sich mittlerweile 146 Staaten angeschlossen, ihre Basis ist ein komplexes Vertragswerk von 27.000 Seiten. Dieses regelt das System aller Außenwirtschaftsverträge, also mehr als 90% des Welthandels. Brisant sind die Verträge, da sie den Verfassungen der Nationalstaaten übergeordnet sind. Überwacht wird die Einhaltung des freien Handels von einem Beamtenstab in Genf, das auch den Sitz des WTO-Schiedsgerichts beherbergt.