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Die wundersame Geldvermehrung

Von Laurent Happi, Frankfurt/Main

Politik

Die Aussicht auf leicht verdientes Geld ließ einen Geschäftsmann aus Köln jede Vorsicht vergessen. Er vertraute sich zwei Kamerunern an, die über ein magisches Ritual eine "wundersame Geldvermehrung" versprachen. Die Angelegenheit ging allerdings für alle Beteiligten nachteilig aus.


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Die Aussicht auf eine wundersame Geldvermehrung hat einen Geschäftsmann in Köln derart verlockt, dass er zwei wildfremden Männern mehrere zehntausend Mark mitgab. Wie die Polizei am Dienstag in Köln berichtete, sollten sich die Geldscheine in dem so genannten Wash-Wash-Verfahren vermehren. Mit diesem Trick seien Betrüger aus Kamerun offenbar bundesweit auf der Jagd nach Gutgläubigen, warnte die Kölner Polizei.

Die Wash-Wash-Methode (oder Feymania im "Camfranglais", Dialekt aus Kamerun) soll folgendermaßen funktionieren: Man legt einen Geldschein in ein Spezialpapier, träufelt eine Spezialflüssigkeit darüber, setzt oder stellt sich ein paar Minuten darauf und holt dann bis zu drei Hundertmarkscheine heraus. Das wurde dem gutgläubigen Import-Export-Händler in Köln von zwei Männern aus Kamerun so wirkungsvoll vorgeführt, dass der sich einen ordentlichen Gewinn davon versprach und rund 40.000 Mark locker machte.

Wenige Tage später kamen dem 36-Jährigen allerdings Zweifel an der Zuverlässigkeit des Verfahrens, und er bestellte einen der beiden Besucher zu sich. Der konnte zum Verbleib des Geldes nichts sagen, er sei lediglich Dolmetscher gewesen, gab der 30-Jährige an. Aus Wut schlugen der Geschäftsmann und ein 19-jähriger Freund mit Eisenstangen auf den Mann aus Kamerun ein, bis durch dessen Hilferufe die Polizei alarmiert wurde.

Das Opfer erlitt Platzwunden am Kopf, konnte nach ambulanter Behandlung aus dem Krankenhaus aber wieder entlassen werden. Den 30-Jährigen erwartet nun ein Verfahren wegen Betrugs. Der 36-jährige Geschäftsmann und sein 19-jähriger Freund wurden wegen gefährlicher Körperverletzung angezeigt.

Die wundersame Geldvermehrung mittels der Wash-Wash-Methode wurde in Köln nicht das erste Mal versucht. Im vergangenen Jahr habe es ein halbes Dutzend solcher Fälle gegeben, sagte ein Sprecher der Kölner Polizei. Der Schaden habe mehrere hunderttausend Mark betragen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in ganz Europa, vielleicht auch in Österreich, haben die kamerunischen "Geldjäger" mit diesem Trick sehr viel Vermögen geplündert. Sehr oft aber wollen die Opfer solche Betrügereien nicht darüber sprechen.