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Millionen Wiener Todesfälle wurden durch die Digitalisierung der Sterbelisten in der "Wiener Zeitung" durchsuchbar.
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Wien. Fast 320 Jahre erschien die "Wiener Zeitung" und ihr Vorgängermedium. Sie liegt mittlerweile durchgehend digitalisiert vor, seit es das Projekt "Anno" der Nationalbibliothek gibt. Artikel ab 1995 finden sich auf der Website (Letzteres soll auch künftig so bleiben; bis zur Migration auf das neue Digitalprojekt wird es eine eigene Seite dafür geben).
Dieser ungeheure historische Schatz an Informationen ist auch für einen ganz bestimmten Menschenschlag hochinteressant: Ahnen- und Familienforscher. Denn Aufgabe der "Wiener Zeitung" war es über einen sehr langen Zetraum auch, Listen mit in Wien verstorbenen Menschen zu publizieren. Den Tod eines Menschen zu belegen, ist in der Ahnenforschung nicht immer gänzlich trivial, wenn der Gesuchte nicht an seinem Heimatort verstorben ist.
Genau da kommt die "Wiener Zeitung" ins Spiel. Denn die Sterbelisten gibt es auch digital: Freiwillige rund um das Team des Vereins "Familia Austria" haben in jahrelanger Arbeit insgesamt 1.665.311 Datensätze (Sterbefälle) in der WZ-Datenbank (zu finden auf der Homepage des Vereins) eingespeist. Miterfasst sind da auch 329.612 ebenfalls enthaltene Angehörige (Väter, Ehegatten, Mütter usw.). Insgesamt sind so Sterbeereignisse über insgesamt fast zwei Millionen Menschen digital erfasst und suchbar.
"Ich nutze die ‚Wiener Zeitung‘ für die Suche nach Verstorbenen in Wien. Vor allem, wenn sie nicht in ihrer Heimatpfarre gestorben sind, sondern in einem Spital, hilft nur die Liste der Verstorbenen", sagt etwa Ahnenforscherin Angelika Richter. Doch kann es auch helfen, die Zeitungsseiten durchzublättern, um ein Gefühl für die damalige Zeit zu bekommen. Interessant können dabei etwa Inserate sein, auf denen Preise für Produkte und Dienstleistungen genannt sind. So kann man sozusagen "tagesaktuell" einschätzen, welche Kaufkraft ein gewisser Geldbetrag zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte.
Andrea Drexler wiederum berichtet, dass sie die "Wiener Zeitung" für ein Buch über das Wagnerhandwerk in der Familie ihrer Mutter genutzt hat. "Insbesondere die Probleme und Konflikte der Handwerks-Innungen (z.B. Aufgrund der Bedrängnis des Gewerbes durch die Industrialisierung oder die Abgrenzungen untereinander) nach der Ausrufung der Gewerbefreiheit (1860) werden in Artikeln der ‚Wiener Zeitung‘ um die Jahrhundertwende immer wieder erwähnt. Ohne diese Artikel wäre diese Periode für mich schwer erforschbar gewesen." Als Quelle nutzt sie dabei Zeitungsartikel, die im Archiv von Anno im Volltext zu finden sind.
Das gilt natürlich auch für die Suche nach Personen. So kann man immer wieder Menschen finden, die in Konflikt mit Polizei und Gerichten kamen (mit dem Schutz von Namen hatte man es damals nicht so). Mit ein bisschen "Glück" findet sich darunter ein Vorfahre. Aber auch Dienstjubiläen für Beamte, Pensionierungen oder Ehrungen wurden vermerkt: Eine wahre Schatzkiste, um das Weichbild eines längst verstorbenen Menschen nachzeichnen zu können. All das wäre ohne den Schatz des Archivs der "WZ" kaum möglich.
Diesen Artikel finden Sie in Printform - ein letztes Mal - am 30.6. in Ihrer "Wiener Zeitung".
Digitale historische WZ-Quellen:
anno.onb.ac.atwww.familia-austria.atwww.genteam.at