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Österreichs Unternehmer schlagen beim Eintreiben von Außenständen jetzt einen härteren Ton an, um schneller zu ihrem Geld zu kommen. "Bei den Zahlungskonditionen wurden die Daumenschrauben angezogen", sagte Johannes Nejedlik, Geschäftsführer des Kreditschutzverbandes (KSV) gestern vor Journalisten. Die Zahlungsmoral hat sich leicht gebessert.
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Wie aus der gestern präsentierten jüngsten Mitgliederbefragung des KSV hervorgeht, haben zahlreiche Unternehmen aufgrund der zuletzt stetig sinkenden Zahlungsmoral ihr veranschlagtes Zahlungsziel - den Zeitpunkt, bis zu dem der Schuldner die Rechnung bezahlen muss - im Schnitt um zwei Tage von 26 auf 24 Tage verkürzt. Zudem greifen Firmen immer öfter - und immer früher - auf die Dienste von Inkassobüros zurück, die die Forderungen eintreiben. "Vor ein paar Jahren war es üblich, zuerst mehrere Mahnungen zu schicken", erläutert Walter Koch, Bereichsleiter Inkasso im Kreditschutzverband.
Im Schnitt zahlen die Schuldner nach 40 Tagen, d.h. sie überziehen das vertraglich vereinbarte Zahlungsziel um 16 Tage, geht aus der KSV-Umfrage hervor. Im vergangenen Jahr waren es noch 20 Tage gewesen (Zahlungsdauer: 46 Tage).
"Erstmals seit dem Jahr 2001 erkennen wir eine Trendumkehr zum Positiven, was in unserem Geschäft leider nicht immer der Fall ist", so Nejedlik. Anlass zu Euphorie gibt es jedoch nicht, denn nach wie vor kämpfen viele Unternehmen in Österreich - vor allem kleinere und mittlere - immer wieder mit Liquiditätsengpässen. 72% der Gläubiger nannten dies als Grund, warum gewerbliche Schuldner Rechnungen zu spät begleichen. 44% nehmen an, dass ihre Kunden das Zahlungsziel bewusst ignorieren, 35% sagen, es liegt an der Überschuldung.
Bei den privaten Schuldnern halten sich die Gründe Überschuldung (31%), momentaner Liquiditätsengpass (29%) und vorsätzliches Nichtbezahlen die Waage. Privatpersonen sind nach wie vor die besseren Schuldner, ging aus der Umfrage hervor. Bau- und Baunebengewerbe und die Gastronomie sind unter den Branchen unverändert die schwarzen Schafe.
Mit 16 Tagen Zahlungsverzug liegt Österreich im internationalen Vergleich gleichauf mit Deutschland. Der EU-Schnitt beträgt 17 Tage, am längsten bleiben Rechnungen in Großbritannien offen (durchschnittlich 25 Tage Zahlungsverzug).
Pessimismus für 2005
Für das kommende Jahr prognostizieren die vom KSV befragten Unternehmen trotz der positiven Fakten keine wesentliche Verbesserung der Zahlungsmoral. 42% sind sogar der Ansicht, dass sie sinkt, nur 10% glauben an eine Verbesserung. Nejedlik begründet dies mit "kaufmännischer Vorsicht".
Über Forderungsausfälle sprechen die Unternehmen nicht gern. Koch schätzt: "Wer nur 10% der Forderungen einmahnen muss, liegt sehr gut." Rückblickend betrachtet, waren 2003 jedenfalls nur noch 59% der befragten Unternehmen von Kundeninsolvenzen betroffen, nach 63% im Jahr 2002 und 67% im Jahr 2001.