Zum Hauptinhalt springen

Die Zeichen stehen auf Turm

Von Alexandra Laubner

Politik

Investor Michael Tojner hofft nach Baustopp sein Hochhausprojekt im 3. Bezirk trotzdem umsetzen zu können.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Das Datum steht fest. Ob jedoch die drei Hauptakteure an diesem Tag Zeit hätten, sei noch offen. Immobilienentwickler Michael Tojner (Bild u.) schwenkt dann doch lieber in die Möglichkeitsform um. Sicher ist sicher, wie es scheint. Die Rede ist von einer in zehn Tagen geplanten gemeinsamen Pressekonferenz mit der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und SPÖ-Finanzstadträtin Renate Brauner. Dort soll der weitere Fahrplan für das 200-Millionen-Euro-Bauprojekt am Heumarkt, das das Hotel InterContinental, den Wiener Eislaufverein und den umstrittenen 73-Meter hohen Turm umfasst, präsentiert werden. Der Hintergrund: Mitte Mai, kurz vor dem Start der Flächenwidmung und kurz vor der Bundespräsidentenwahl, hat Vassilakou das Projekt gestoppt und eine Nachdenkpause verordnet. "Der Fachbeirat für Architektur und Stadtgestaltung hat in seiner letzten Sitzung massive Bedenken, unter anderem in Bezug auf die Proportionalität, die Höhe der Gebäude, die Breite der Durchwegung sowie das Hereinragen der Eisfläche in den Straßenraum", verlautbarte die grüne Vizebürgermeisterin.

Tojner, Chef der Industriegruppe Montana Tech Components und der Wertinvest-Gruppe, hält am Turm fest, daraus macht er auch kein Geheimnis. "Das Projekt hat ein Konfliktpotenzial wie das Haas-Haus. Der Fachbeirat hat ein paar Kritikpunkte, es sind lösbare Punkte und auch positive Anregungen, die man innerhalb von ein, zwei Tage einarbeiten kann", sagt Tojner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung." Bei der Höhe des Turms gebe es natürlich eine gespaltene Meinung. "Die Bevölkerung ist gespalten, die Architekten sind gespalten und jeder hat eine Meinung zu dem Projekt. Es ist wie bei der Bundespräsidentenwahl. Wir werden versuchen, die Kritik zu entkräften. Am Ende ist es eine politische Entscheidung. Und diese mutige Entscheidung muss die Politik fällen", sagt Tojner.

Ungeliebter Turm

"Wenn man meine Lebensgeschichte nachvollzieht, dann habe ich mich vor Problemen nie gefürchtet. Es war klar, dass es ein schwieriges Projekt ist und mir war klar, dass der Turm aufs Erste nicht geliebt wird. Ich glaube auch, dass man den Fachbeirat und die Politik überzeugen kann, das Projekt mit einigen Adaptionen umsetzen können. Das wäre mein Ziel."

Tojners Nachsatz: "Wir sind eine Demokratie, ich hoffe, dass am Ende, wie bei der Wahl zum Bundespräsident, 50,3 Prozent dafür sind." Ob der Projektstopp politisch motiviert gewesen sei, will Tojner nicht kommentieren. "Dazu kann ich nichts sagen, weil ich kein Parteibuch habe. Ich kann diverse Züge, die die Politik macht, nicht immer nachvollziehen. Ich bin ein sehr geradliniger Mensch." Wäre das Projekt ohne die Errichtung des Turms, der Luxuswohnungen beherbergen soll, realisierbar? "Wir gehen jetzt einmal in die Diskussion mit dem Fachbeirat offen hinein", betont Tojner. Der Turm solle im Rahmen des Private Public Partnership den Rest finanzieren. Die veranschlagten 30 bis 35 Millionen Euro für die Straßenverlegung, für die Sanierung des Wiener Eislaufvereins und für die Errichtung der Turnhalle für das Akademische Gymnasium sollen aus dem Turm querfinanziert werden. Doch wie geht es nun weiter? Wird das Projekt, so wie es der Siegerentwurf des renommierten brasilianischen Architekten Isay Weinfeld vorsieht, auch umgesetzt? "Das können wir nicht beurteilen, wir wollen auf die Kritik des Fachbereites eingehen und diese abarbeiten. Wir setzen auf den Prozess, der jetzt kommt."

Wo liegt Tojners Schmerzgrenze? "Ich hoffe, dass der Siegerentwurf mit einigen kleinen Adaptionen am Ende umgesetzt wird. Und das wir dann alle wir in fünf oder sechs Jahren, wenn das Projekt wirklich fertig ist, stolz drauf sein werden. Sollte es eine bessere Alternative geben, dann werden wir diese gemeinsam mit dem Architekten Weinfeld anschauen und evaluieren." Tojner hofft, dass über den Sommer eine Lösung erarbeitet und diese dann im September präsentiert werden wird. "Man darf nicht vergessen, dass es bis zum effektiven Baubeginn noch ein paar Jahre dauern wird."

Etwas Schönes bauen

Über Alternativen spricht der Immobilienentwickler nur ungern. "Die Alternative steht bei Wien-Mitte. Und ich glaube nicht, das Wien-Mitte in hundert Jahren in die großen architektonischen Leistungen der Stadt Wien eingeht. Es wäre ein Wien-Mitte 2, das heißt in der Höhe von 60 Metern wie bei der Raiffeisen Zentralbank. Das würde dann in die Breite gehen und wäre sehr wuchtig. Aber wir wollen keinen Turm wie in Wien-Mitte. Und ich habe ein Grundprinzip, wir wollen was bauen, was schön ist und worauf wir stolz sein können."

Fix sei jedenfalls der Deal mit der Stadt Wien, der wie auch bei anderen Bauprojekten üblich im Rahmen eines städtebaulichen Vertrages festgehalten wird. Die Punkte umfassen eine 99-jährige Absicherung und eine Komplett-Renovierung des Wiener Eislaufvereins inklusive der Errichtung zweier zusätzlicher Eishockey-Trainingshallen, die Straßenverlegung mit zwei Durchwegungen, die Errichtung eines Turnsaales sowie einen neuen Vorplatz für das Konzerthaus mit der Möglichkeiten, Sommerkonzerte zu veranstalten. Die Kritik am Heumarkt-Turm reißt jedenfalls nicht ab. Erst Mitte der Woche begrüßten Architekten den Projektstopp.