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Die Zeit der stillen Denker als Lenker

Von Judith Schmitzberger

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Welche Persönlichkeit eine Direktorin oder ein Direktor einer großen österreichischen Kulturinstitution mitbringen muss, ist Geschmacksache. Dass sich der Geschmack von Claudia Schmied dabei deutlich von dem ihrer Vorgänger unterscheidet, eine unschwer zu erkennende Tatsache.


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Diesen Herbst erhalten zwei von der Kulturministerin neu besetzte Häuser neue Direktionen. Dominique Meyer und Franz Welser-Möst sind bereits in der Staatsoper eingezogen, Karola Kraus übernimmt das Mumok im Oktober. Was diese drei Neo-Wien-Direktoren mit jüngsten Bestellungen wie etwa der von Sabine Haag als Chefin des Kunsthistorischen verbindet, ist, dass sie alle ihre Aufgabe medial vor die eigene Persönlichkeit stellen. Sie alle treffen ihre Entscheidungen aufgrund reiflicher Überlegungen, arrangieren sich mit Realitäten, stehen mit beiden Beinen auf dem Boden der Kunstwelt.

Dass Schmied ihre Bestellungen nach Qualitätskriterien zu fällen versucht hat, ist die Grundlage dieser Entwicklung. Dass sie sich nicht durch schillernden Persönlichkeiten hat blenden lassen, ebenso. Bei aller Freude über bescheidene und fachlich fundierte Kunst-Kompetenz: Den zynischen Unterhaltungswert eines Ioan Holender, die scharfen politischen Bemerkungen des Edelbert Köb oder das imperiale Gehabe eines Wilfried Seipel - wir werden sie trotzdem vermissen.