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Die Zeiten billigen Erdöls sind vorbei

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Sprit- und Heizölpreise legten zu. | Zeiten des billigen Öls sind vorbei. | New York/Wien. Mit wenigen Ausnahmen schien der Ölpreis im abgelaufenen Jahr nur eine Richtung zu kennen: Rauf. Knapp 71 US-Dollar kostete ein Barrel (159 Liter) zu den Spitzenzeiten - eine unmittelbare Folge der Hurrikans "Katrina" und "Rita".


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Der Preis sank wieder - und stieg wieder an, sank erneut, stieg erneut und sank wieder: Mitte Dezember kostete Öl weniger als 60 US-Dollar. Das waren aber noch immer knapp 20 Dollar mehr als im vergangenen Jahr. Die Zeiten des billigen Öls sind vorbei, prognostizierten Experten. "Wenn nicht heute, wenn nicht morgen, aber in den kommenden zehn Jahren könnte ein Fass um die 100 Dollar kosten", meinte Ehsan Ul-Haq, Analyst der internationalen Ölberatungsfirma PVM, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

In der ersten Jahreshälfte trieben Anschläge auf Pipelines im Irak die Preise in die Höhe. Längerfristige Auswirkungen gehen aber von anderen aus.

Tiger und Drache

Die Tiger haben zum Sprung angesetzt und sind noch nicht gelandet: In ganz Asien steigt die Nachfrage nach Öl. Es wird investiert, gebaut, produziert - vor allem in China. Spätestens im Jahr 2040 werde der Drache zur weltweiten Nummer eins aufsteigen, prognostizierte die Investmentbank Goldman Sachs. Asiens Volkswirtschaften wachsen, auch, weil Europa und Nordamerika Produktionen auslagern.

Doch auch der Ölhunger der USA, die mit 20 Mio. Fass pro Tag ein Viertel des weltweiten Bedarfs verbrauchen, wird weiter steigen. Im kommenden Jahr werden die USA etwa 2 Prozent mehr brauchen als heuer. Eine Nachfrage, die mit der Produktion nicht mithalten wird: Raffinierien sind veraltet oder von "Katrina" und "Rita" zerstört worden. Halbherzige Appelle von Präsident George W. Bush im Herbst an die US-Amerikaner, doch Energie zu sparen, fruchteten wenig. Einzig die Umsätze mit spritfressenden Autos gingen ein wenig zurück.

In Österreich kostete Benzin bis zu 1,20 und Diesel bis zu 1,10 Euro je Liter. Vor allem die Verkehrsclubs befürchteten, dass der Dieselpreis nicht nur wegen des teureren Öls weiter steigen könnte: Seit 1. Oktober muss Diesel 2,5 Prozent Biokraftstoff enthalten. Die Mineralölkonzerne beteuerten jedoch, dass die Mehrkosten, die dadurch entstünden, vorerst nicht weitergegeben würden.

Verlierer und Gewinner

Der gestiegene Ölpreis verteuerte Treibstoff und Heizöl, ließ die Inflationsrate ansteigen und bremste das Wirtschaftswachstum.

Die großen Ölkonzerne wie Exxon, Chevron, ConocoPhilips oder BP America vermeldeten indes Rekordgewinne - und mussten sich dafür vor einem gemeinsamen Ausschuss von US-Senat und Abgeordnetenhaus rechtfertigen.