Parteiinterne Querelen ließen in Tirol die bürgerlichen Listen sprießen.
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Innsbruck. Wenn man es genau nimmt, ist Schwarz gar keine Farbe, vielmehr ist es das Fehlen jeglicher Farbe. Die politische Landschaft Tirols könnte jedoch als Gegenbeweis dienen, denn dort ist Schwarz mittlerweile bunt geworden. Zum Beispiel Gelb.
Bereits 1994 hatte sich in der Landeshauptstadt die eben gelb eingefärbte Wahlliste "Für Innsbruck" als Abspaltung der ÖVP gegründet, die seither auch den Bürgermeistersessel hält, gegenwärtig durch Christine Oppitz-Plörer. Die Bürgerliche hatte ihre vornehme Distanz zu Günther Platter im Vorjahr kurz aufgegeben - und zwar für einen heftigen Infight mit der Landes-ÖVP, als diese Oppitz-Plörer vom Bürgermeisteramt verdrängen wollte.
Die Folge davon nennt sich Vorwärts Tirol, ist eine neue Liste, ebenfalls in Gelb, der neben dem Ex-SPÖ-Landesrat Hans Lindenberger eine einst sehr prominente Schwarze angehört: Anna Hosp. Die ehemalige Landesrätin unter Herwig van Staa galt sogar als mögliche Landeshauptfrau, ehe Platter nach Tirol entsandt wurde. Hosp musste sich zurückziehen, nun kehrt sie wieder. Als Gegnerin der ÖVP.
Dinkhausers Erfolg
Der bekannteste Dissident der Volkspartei ist aber Fritz Dinkhauser, der langjährige Arbeiterkammer-Präsident, der vor fünf Jahren mit seiner Liste auf Anhieb 18 Prozent holte. Dinkhauser glaubte danach an eine Koalition mit der ÖVP, doch die zog eine Zusammenarbeit mit der SPÖ vor. "Damit hat die Liste Fritz ihr Eigenleben entwickelt", sagt Politikwissenschafter Ferdinand Karlhofer von der Uni Innsbruck. Heute könne man die Liste nicht mehr als ÖVP-nahe bezeichnen, sagt er.
Dinkhauser selbst ist auch nur noch als Namensgeber und Unterstützer dabei, er hat sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen, zudem hat sich Transitaktivist Fritz Gurgiser bereits ein Jahr nach der Wahl selbst abgespalten und seine eigene Liste gegründet; Bernhard Ernst, der einst von den Grünen kam, starb im Dezember völlig unerwartet.
Dass ausgerechnet im pechschwarzen Tirol die ÖVP so starke "zentrifugale Kräfte entwickelt", wie Karlhofer sagt, ist bemerkenswert. Nur teilweise würden dahinter persönliche Animositäten stecken, sagt er. Auch das tirolspezifische Thema Agrargemeinschaften hat für die ÖVP Sprengkraft.
Insgesamt treten diesmal elf Wahllisten an, darunter auch "Für Tirol - die Partei der Mitte". Spitzenkandidat Patrick Pfurtscheller aus Aldrans kommt, wie kann es anders sein, aus der ÖVP, genauer: aus dem Wirtschaftsbund. Seine Chancen allerdings seien marginal, schätzt Karlhofer.