Bei der Verordnung ihrer Rauchverbote berufen sich etliche Länder auf Vorgaben der Europäischen Union.
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Früher durften wir es überall tun. In einer schummrigen Bar, in jedem Hotelbett, in den hinteren Reihen eines Flugzeugs, in Aufzügen, manchmal sogar in Konferenzräumen. Ja, zuweilen war es unpassend und rücksichtslos, und wir setzten andere Menschen Dingen aus, die sie gar nicht aus der Nähe mitbekommen wollten. Wir hätten es uns auch in einigen Fällen verkneifen können, hätten warten oder einen ruhigeren Ort suchen können. Doch dafür machte es zu viel Spaß.
Jetzt ist es nicht mehr überall erlaubt. Angefangen hat es in Italien, wo wir in der Osteria vor die Tür gesetzt wurden. Im Bus und im Flugzeug durften wir auch nicht mehr. In Serbien und sogar in der Türkei, wo es wirklich viele tun, wurde es uns mittlerweile auch verboten.
Es ist eine Sucht und Leidenschaft, das Rauchen. Wir Raucher tun es, obwohl auch wir über die gesundheitsschädlichen Aspekte Bescheid wissen. Wir finden es dennoch richtig, Kinder davor zu schützen, und haben uns mit Rauchverboten in öffentlichen Gebäuden abgefunden (mit denen in jedem Restaurant und Beisl allerdings nicht).
Es ist nicht zu viel von uns verlangt, Rücksicht auf Nichtraucher zu nehmen. Doch bereitet das permanente Schimpfen auf uns Unbehagen; die Aussagen von Gesundheitsministern, die uns als das gesellschaftliche Wohl gefährdende Attentäter darstellen; die Facebook-Gruppen, die gegen Raucher hetzen.
Da kam ausgerechnet aus Brüssel eine tröstliche Nachricht. Die EU-Kommission plane kein generelles, EU-weites Rauchverbot in Gaststätten, berichtete ein Europaparlamentarier. Vielmehr sollen weiterhin - und das ist in vielen Ländern schon weniger tröstlich - die nationalen Regelungen gelten.
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Dabei haben sich etliche Staaten gerade auf Vorgaben aus der Europäischen Union berufen, als sie die Einschränkungen für Raucher umsetzten. Es waren nicht nur Mitgliedsländer, sondern auch solche, die der EU gerne beitreten würden. Das war zum Beispiel in Kroatien, Serbien oder der Türkei der Fall.
Doch nicht zuletzt wegen der europapolitischen Komponente ging es etwa in der Türkei nicht ohne Murren zu. "Warum möchte uns die EU, die uns sowieso nicht haben will, das Rauchen verbieten?", fragte so mancher. In der türkischen Sprache werden Zigaretten nicht geraucht, sondern getrunken, was sich wunderbar mit dem kleinen schwarzen Kaffee kombinieren lässt. Das ist in Lokalen nicht mehr möglich.
Und auch auf dem Balkan setzen sich Rauchverbote durch. Also auch dort, wo - so will es das Klischee im Westen - die Beisl wenn schon nicht Knoblauchgeruch, dann wenigstens blauer Dunst durchziehen soll. Allerdings haben es Serbien und Kroatien etwas weniger rigid gehandhabt als die Türkei.
Ursprünglich war geplant, das Rauchen nicht nur aus allen Büro- oder Warteräumen zu verbannen, sondern auch aus jedem Gasthaus. Doch als im Vormonat das Verbot in Serbien in Gesetzesform gegossen wurde, fanden sich darin Ausnahmen. So können Besitzer kleiner Lokale selbst entscheiden, ob bei ihnen geraucht werden darf oder nicht. In Kroatien wurde das Gesetz gelockert, und mehr als 150 Beisl erhielten eine Genehmigung für den Zigarettenkonsum ihrer Gäste. Zuvor hatten sich Gastronomen über Umsatzeinbußen in Höhe von bis zu 80 Prozent beklagt.
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Mit dem Rauchen aufzuhören, ist seit Jahren groß in Mode. Auf die haben aber schon immer manche gepfiffen.