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Der Facebook-Gründer sucht in Lateinamerika nach neuen Märkten und wird in Kolumbien fündig.
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Bogotá. Jetzt auch hat Mark Zuckerberg eine Friedenstaube. Kaum war der Gründer des sozialen Netzwerkes Facebook im Präsidentenpalast in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá angekommen, steckte ihm Präsident Juan Manuel Santos eine seiner mittlerweile legendären silbernen Vögel ans Revers. Die Friedenstaube soll zum Symbol seiner Amtszeit werden, sogar auf den Papierservietten, die fleißige Kellner im Palast zum Kaffee reichen, ist diese Taube gemeinsam mit dem Initialen des Staatsoberhauptes abgedruckt. Zuckerberg und Santos haben sich auf Anhieb verstanden, das liegt auch daran, dass sich die beiden mächtigen Männer helfen können. Sie werben für einen Dialog und Kommunikation, zumindest soll es der Rest der Welt so verstehen.
Der Facebook-Gründer wird in Kolumbien bei weitem nicht so kritisch gesehen wie in Europa, wo Datenschützer das Netzwerk wegen seiner digitalen Sammelwut heftig kritisieren. Der US-Amerikaner steht vielmehr für den Traum den viele junge Kolumbianer träumen: Ein eigenes Geschäft aufzumachen und erfolgreich sein.
Empfang wie ein Staatsgast
Vordergründig geht es Zuckerberg mit seiner Initiative internet.org, darum, dass auch die Menschen aus Entwicklungsländern die Möglichkeit haben sollen, an der Netzgemeinschaft teilzunehmen. Dazu schloss sein digitales Hilfswerk eine Kooperation mit der kolumbianischen Regierung ab, die es künftig auch Bewohnern in sozial schwachen Regionen ermöglichen soll, kostenfrei ins Netz zu kommen. "Lebe Digital" heißt dazu der passende Slogan, der hinter Santos und Zuckerberg auf einer Wand aufgebracht. Zuckerberg weiß allerdings auch, das Kolumbien zu den interessantesten Zukunftsmärkten Lateinamerikas zählt, sollte Santos mit seinen historischen Friedensverhandlungen mit der linksgerichteten Guerilla-Organisation Farc Erfolg haben. Deswegen setzt Zuckerberg auf Bogotá. Hier erwarten Wirtschaftsexperten nach einem Friedensabkommen bis zu 7 Prozent Wirtschaftswachstum, obendrein ist die kolumbianische Bevölkerung jung, technologisch interessiert und gut ausgebildet. Hier liegt der Schlüssel zu einer weiteren Expansion in Lateinamerika.
Zuckerberg wurde in Bogotá empfangen wie ein Staatsgast. Der viel zu kleine Pressesaal im Präsidentenpalast platze aus allen Nähten und auch bei der Fragestunde in der altehrwürdigen Universität Javeriana erinnerte mehr an eine dieser Runden mit bedeutenden Staatsmännern. Das bürgerlich regierte Kolumbien ist Zuckerberg wohlgesonnen, linksregierte Länder wie Venezuela, Ecuador oder Bolivien sehen in dem Selfmade-Milliardär eher einen Vertreter einer neuen digitalen Oligarchie. Dabei vertritt er durchaus sozialistische Thesen: "Um die Armut zu bekämpfen, ist es wichtig, den Menschen einen kostenfreien Zugang zu den Basis-Diensten zu geben", forderte Zuckerberg in Bogota. Danach allerdings bricht wieder der Kapitalist in ihm durch. "Es gebe nun Apps, die jedem dabei helfen, sein Unternehmen besser zu führen und sein Geld zu verwalten." Zuckerberg will neue Märkte erschließen, im boomenden Lateinamerika will er den Aufstieg einer Region mitgestalten. Seiner in weiten Teilen der Region verhassten "Gringo-Regierung" ist er damit einen Schritt voraus.