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Die Zukunft der Maske

Von Gregor Kucera

Wissen

Experten rechnen mit dem Verbleib der Masken im Stadtbild nach 2022, es lohnt daher ein Blick in kommende Designs.


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Ein Jahr Maskentragen bedeutete auch 365 Tage voller Veränderungen. Von Stoff- über OP- bis hin zu FFP2-Masken ging die Reise. Einmal schmerzten die Ohren, dann beschlugen die Brillen. Die einen verrutschten beim Sprechen, während das Fehlen der Mimik durch verdeckte Gesichter nicht nur Schülern und Lehrern, sondern besonders Menschen, die auf Lippenlesen und Gesichtsausdrücke angewiesen sind, massive Probleme bereitete. Es ist nun an der Zeit, all diesen Problemen den Kampf anzusagen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft der Maske.

Die maskenlose Zeit ist nun doch schon seit einigen Monaten Geschichte. Längst hat man sich beim Einkaufen, im öffentlichen Verkehr und in Innenräumen an die halbgesichtslosen Mitmenschen gewöhnt. Kaum jemand, der noch daran denkt, wie man sich über maskentragende Touristen aus Asien gewundert hat. Gerade wenn man bedenkt, wie lange man in manchen Regionen dieser Welt im Alltag schon Masken trug, verwundert es eigentlich, dass erst jetzt ein regelrechter Wettlauf um die Masken der Zukunft entbrannt ist. Nationale wie internationale Gesundheitsbehörden und Institutionen loben Preisgelder für die Entwicklungen innovativer Designs aus und auf den verschiedenen Crowdfunding-Plattformen überschlagen sich die Start-ups bei der Suche um Investoren. Interessant ist auch, dass zahlreiche Firmen aus der IT-Industrie auf - teils sehr futuristisch anmutende - Maskenkonzepte setzen (wollen).

Die US-Regierung hat unter dem Titel "Mask Innovation Challenge" einen Wettbewerb mit 500.000 Dollar Preisgeld ausgelobt. Es sollen kreative Ideen und neuartige Konzepte für die Masken der Zukunft gefunden werden. Nicht nur für Private, sondern auch für Unternehmen und die Gesundheitsbranche. Das erklärte Ziel ist dabei, innovative und effektive Designs "für massenproduzierbare, kostengünstige Masken zu entwickeln, die von den Menschen getragen werden sollen, um Schutz vor Krankheitserregern von Atemwegserkrankungen zu bieten", so die Vorgabe. Gleich eine Million Dollar gibt es für das Gewinnerprodukt bei der Maskenchallenge von XPrize. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat entsprechende Projekte gestartet, wenn auch ohne Preisgeld.

Neue Masken für Spitäler

Ein Start-up der Johns Hopkins Universität hat mit der "Polair"-Maske eine Weiterentwicklung der Spitalsmasken erdacht. Neben Standardmodellen, die Beschäftigten in den Gesundheitsberufen mehr Komfort und Schutz bieten sollen, gibt es auch Masken mit durchsichtigem Mundschutz. So sollen Menschen wieder die Mimik ihres Gegenübers sehen und Menschen mit Einschränkungen wieder Lippen lesen können. Eine weitere Innovation in diesem Bereich sieht nicht anders aus als die bekannten OP-Masken, bietet aber ein "intelligentes" Filtersystem, das den Trägern anzeigen soll, wann es Zeit ist, die Maske zu wechseln. Das Filtervlies zeigt dabei deutliche farbliche Veränderungen, die als Indikator gelten.

Noch viel mehr Geld und Bewegung kam jedoch in den Markt der außergewöhnlichen, personalisierten und technischen Masken. Während die normalen Schutzmasken bei einem Kostenpunkt im niedrigen Cent-Bereich angesiedelt sind, starten diese Masken bei einigen hundert Euro. Dafür werden nicht nur Schutz und technische Spielereien, sondern auch Personalisierung oder Privatsphäre geboten. Bei einigen Maskendesigns fragt man sich zwar, ob man sich auf einer Marsmission befinden muss, oder doch auch auf Einkaufsstraßen damit unterwegs sein kann, ein Hingucker sind sie aber auf jeden Fall. So etwa das Maskenmodel "Blanc", ein Vollvisiermodell, das an die Band "Daft Punk" erinnert. Die Hersteller bewerben ihr Produkt nicht nur mit Schutz und Sicherheit, sondern auch mit mehr Privatheit - dies wirft sicherlich rechtliche Fragen in einigen Ländern auf- und Personalisierbarkeit, sind die Masken doch in unterschiedlichsten Designs zu haben. Verkaufsstart ist bereits im Mai.

Bei der "Air X"-Maske von Microclimate handelt es sich um eine Art weichen Helm mit transparentem Vollvisier, der nicht nur vor Viren schützen soll, sondern auch den Alltag von Allergikern verändern soll.

Bereits im Jänner stellte der Hersteller Razer sein "Project Hazel" vor. Hinter der Maske bleibt der Mundbereich sichtbar, integrierte Lautsprecher sollen die Kommunikation vereinfachen und dazu sind auch noch LED-Lichter für optische Effekte verbaut. Ein Verkaufsstart ist für das dritte Quartal 2021 geplant.

Auch der Elektrokonzern LG stellte damals eine Maske vor, die den Atem der Träger analysiert und so über die integrierten Ventilatoren, die Luftzufuhr anpassen kann. Das Gemeinschaftsprojekt von Künstler will.i.am und Honeywell, die "Xupermask" ist hingegen in den USA bereits erhältlich und auch schon ausverkauft. Für 300 Dollar bekommt man eine Maske mit Ventilatoren, auswechselbaren Filtern, Bluetooth-Anbindung und Noise-cancelling-Kopfhörern. Die Integration von Kopfhörern schient generell ein Kriterium zu werden, ebenso neue Materialien, die mehr Komfort bringen und sich dem Gesicht der Träger individuell anpassen sollen.

Andere Maskenkonzepte setzen auf integrierte LED-Anzeigen, die das Aussehen der Maske verändern können, oder auch für Anzeigen genutzt werden können. Auf der Maske lassen sich so Schriftzüge, Bilder oder Grafiken abspielen lassen.

Der Kreativität scheinen keinerlei Grenzen gesetzt. Die reine Schutzfunktionalität scheint, zumindest in reicheren Regionen der Welt, um auffälliges Styling und Technologie ergänzt zu werden. Ein Modeaccessoire für Verspielte und weiteres Gadget für Technophile. Der Trend geht in Richtung Alltagsgegenstand. Für die einen mag dies erschreckend klingen, andere sehen hier immerhin die Chance, einem unliebsamen Zeitgenossen einen zusätzlichen Mehrwert zu geben.