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Die US-Regierung könnte dank neuer Technologien das Verteidigungsbudget umgestalten, ohne dass die USA deswegen ein höheres Risiko eingehen müssten.
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Das Verteidigungsbudget zurechtzustutzen, ist eine der schwierigsten Aufgaben der US-Regierung. Es gibt keine Waffen, die dem Kongress nicht gefallen würden, aber mit Blick auf die Schuldenprobleme der USA sind Einsparungen nötig. Verteidigungsminister Robert Gates und sein Team wissen das. Hochrangige Pentagon-Mitarbeiter räumen ein, dass neue Technologien es durchaus ermöglichen, das Budget umzugestalten - ohne ein höheres Risiko für die USA.
Eine solche Veränderung würde jedoch eine ehrliche Evaluierung der jetzigen Systeme erfordern, all der Divisionen von bemannten Bombern, der Flotten von Flugzeugträgern, Kreuzern und U-Booten. Das Militär liebt diese traditionellen Ausdrucksmittel der Macht, trotz ihrer immensen Kosten. Die Technologie verändert sich aber ständig, und so werden auch sie in Kürze überholt sein wie Kanonenkugeln und Kavallerie. Das US-Militär sollte sich nicht so sehr auf seine jetzigen Systeme konzentrieren, denn diese würden bald Laserangriffen oder ähnlichem zum Opfer fallen, sagen Verteidigungsexperten. Wir befinden uns im Zeitalter der unbemannten Luftfahrzeuge und bald auch der unbemannten Schiffe, U-Boote und Tanker.
Wenn die Regierung von US-Präsident Barack Obama diese Gelegenheit ergreift und im Kongress durchsetzt, ist eine wirkliche Umgestaltung des Verteidigungsbudgets möglich. Neue Technologien können den USA sparen und gleichzeitig künftigen Bedrohungen vorbeugen helfen. Details dazu finden sich in der Studie "Technology Horizons" von Werner Dahm, dem früheren Wissenschaftschef der Air Force. Dahm drängt darin auf mehr Forschung zu "Cyber-Resilienz" und Laser- und ähnlichen Waffen. Und er betont, dass unbemannte Systeme, gesteuert von hochentwickelter Software, Vorteile gegenüber Gegnern verschaffen können, die sich auf das Tempo menschlichen Planens und Entscheidens beschränken.
Laut Pentagon werden Laser in wenigen Jahren ganz normale Waffen sein. Leistungsstarke Laser können Satelliten täuschen oder außer Gefecht setzen, also braucht man zusätzliche Kommunikationsmöglichkeiten. Und obwohl unsere Buck-Rogers-Fantasien uns bei Lasern in erster Hinsicht an Angriffswaffen denken lassen, sagen Experten, dass sie zu Überwachungszwecken genauso geeignet sind, indem sie Ziele mit punktgenauer digitaler Präzision ausleuchten (falls nicht gerade Wolken dazwischenkommen). Wissenschafter arbeiten an der Entwicklung lasergetriebener Luftschutzsysteme, die Missiles augenblicklich entdecken und angreifen. Das ist eine technologische Revolution, durch die es unter anderem tatsächlich gelingen könnte, Israel vor Missile- und Raketenangriffen zu schützen.
Der schwierigere Teil dieser Verteidigungsumstrukturierung besteht jedoch im Aufgeben der eindrucksvollen alten Systeme, die seit Generationen die militärische Potenz der USA verkörpern. Aber dieser Bruch mit der Vergangenheit ist unbedingt nötig, denn wenn wir alle alten Systeme behalten und noch neue dazukaufen, gibt das unserem überstrapazierten Budget den Rest. Obama verfügt über das richtige Team, um die strategische Verkleinerung des Verteidigungsbudgets anzugehen. Gates hat sich, unterstützt vom Generalstab, ausdrücklich für das Kürzen von Programmen, die wir uns nicht leisten können, ausgesprochen. Die Militärspitze weiß, dass es ein Land nicht sicherer macht, wenn es pleite ist.
Übersetzung: Redaktion Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post". Originalfassung