Aufgaben lösen dank des Internets, Laptops neben Federpenal und Schulheft. Die "Wiener Zeitung" zu Besuch in zwei Wiener Schulen, die nicht zuletzt dank ihrer engagierten Lehrkräfte versuchen, Neue Medien in den Unterricht einzubinden.
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Was ist ein Webquest? Während viele Erwachsene mit diesem Begriff vermutlich wenig bis gar nichts anfangen können, ist dies für die Schülerinnen und Schüler der 2c des Sacre-Coeur-Gymnasiums am Wiener Rennweg ganz normale Unterrichtssprache. Unter einem Webquest versteht man die Recherche im Internet, um die vom Lehrer gestellten Aufgaben zu lösen.
Biologie im Internet
Wenn Friederike Bobek-Kuchar, Klassenvorstand der 2c, im EDV-Saal des Sacre Coeur unterrichtet, dann muss es sich nicht zwangsweise um Informatik handeln. Auch Biologie kann mithilfe des Internets gelehrt werden. Bobek-Kuchars Klasse nämlich beschäftigt sich derzeit mit dem Thema Wald, präziser: mit dem Wald im Internet. Jedes Kind hat die Aufgabe erhalten, Fragen rund um den Wald zu beantworten. Zusätzlich zu den Fragestellungen haben die Schüler auch die Adresse einer Internetseite bekommen und haben nun in dieser Stunde Zeit, die Antworten zu finden - die Recherche, also der Webquest, beginnt. "Ein Webquest dauert aber nicht nur diese eine Stunde", erklärt Bobek-Kuchar. "Er nimmt schon einige Biologiestunden in Anspruch, dauert manchmal auch ein halbes Semester, da aber eher in der Oberstufe." In der Unterstufe ist der Unterricht mit Neuen Medien auf kleine Einheiten begrenzt, beginnt aber nichtsdestotrotz schon in der ersten Klasse. Für Bobek-Kuchar keine große Sache: "Für Kinder ist der Computer und das Internet nichts Besonderes mehr, im Gegenteil: das Internet zu nutzen, ist für viele schon etwas Selbstverständliches."
Die Präsentationsphase
Haben die Kinder die Recherche beendet und somit die Aufgaben gelöst, folgt der zweite Schritt: die Präsentationsphase. "Zunächst besprechen wir in der Gruppe wie welche Antworten gefunden wurden und dann müssen die Schüler das Gefundene präsentieren und dokumentieren." Dies kann auf vielfältige Art und Weise geschehen, etwa anhand von Power-Point-Präsentationen oder der Programmierung einer Website.
Derart eigenverantwortliches Arbeiten ist für Bobek-Kuchar "eines meiner wichtigsten Ziele. Ich nehme mich gerne als Lehrerin zurück und stehe ihnen dafür als Mentorin zur Verfügung." Dass die Kinder den gesamten Biologieunterricht vor den Computern verbringen, müssen Internet-Skeptiker übrigens nicht befürchten: "Im EDV-Saal sind wir ungefähr zehn bis fünfzehn Prozent der Biologiestunden. Genauso viel Zeit verbringen wir in unserem schuleigenen Garten."
Theresianum: Laptop-Klassen
Auch das Theresianum Wien widmet den Neuen Medien viel Platz in ihrem Unterricht und geht sogar noch einen Schritt weiter. Im Jahre 2000 wurde hier in der Unterstufe eine Laptop-Klasse eingerichtet - eine Premiere in Österreichs Schullandschaft. Laptop-Klasse bedeutet, dass die Jugendlichen ihr Notebook in jeder Schulstunde außer in Turnen verwenden können, "als ergänzendes Medium" wie Wolfgang Huber, Klassenvorstand sowie Religions- und Biologielehrer der Laptop-Klasse, betont. "Wir wollen Heft und Buch nicht verdrängen, die Schülerinnen und Schüler sollen ja auch nicht ständig vorm Laptop sitzen." In Religion werden derzeit die sechs Weltreligionen durchgenommen. Dazu bilden sich sechs Arbeitsgruppen und müssen entsprechende Fragen beantworten, sei es mithilfe des Internets, CD-Roms oder Lehrbüchern.
Das Medienklassenzimmer
Auch Huber ist die Präsentation der Antworten sehr wichtig: "Die Jugendlichen müssen lernen, ein ordentliches Produkt ihrer Arbeit abliefern zu können. Auf den Universitäten oder Fachhochschulen werden sie es schließlich brauchen. Denn dort wird der Umgang mit Neuen Medien vorausgesetzt." Erste Erfolge gehen bereits über die Schule ins Private hinaus, so "haben wir einen Schüler, der schon in der zweiten Klasse die Buchhaltung seiner Eltern gemacht hat oder einen Schüler, der sich mit Flash-Animationen beschäftigt."
Derzeit gibt es am Theresianum drei Notebook-Klassen, doch müssen sich die anderen Klassen nicht dahinter verstecken, da sämtliche 32 Klassenräume als Medienklassenzimmer mit Lehrernotebooks, Video-, Kassettenrekorder und einen LCD-Deckenprojektor ausgestattet sind.