Zum Hauptinhalt springen

Die Zukunft hat zwei Räder

Von Edwin Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Radfahrer sind ein Gewinn, nicht moralisch, sondern volkswirtschaftlich. Das haben die Forscher Stefan Gössling von der Universität Lund und Andy Choi von der University of Queensland ausgerechnet. In Rechnung flossen Ersparnisse im Gesundheitsbereich durch die Bewegung beim Radfahren ebenso ein wie Ausgaben für den Klimawandel, die Schadstoffbelastung und so weiter. Ergebnis: Jeder Rad-Kilometer bringt der Gesellschaft einen Gewinn von 16 Cent. Jeder Autokilometer kostet 15 Cent. Bekannt ist das seit 2015. Dass es die Medien jetzt landab, landauf trommeln, hängt zweifellos mit dem Rad-Jahr 2017 zusammen, dessen 200. Geburtstag auf den 12. Juli 1817 fällt. Weshalb es jetzt allenthalben heißt, die Zukunft fahre Rad, das Privatauto sei vor allem im innerstädtischen Verkehr passé.

Oh Ihr Autofahrer, auch dieses Schmerzensjahr geht vorüber. Dann kehrt wieder Ruhe ein - relativ halt. Weil das Fahrrad nicht mehr nur der Kult der Grünbewegten ist, sondern sich längst einen Platz in der Mitte der Gesellschaft erkämpft hat.

Jetzt sollte man meinen, dass deshalb ein breites Verständnis für den Radfahrer als Partner auf der Straße herrscht. Das Gegenteil scheint der Fall. Die Nerven von Fußgängern, Autofahrern und Radlern scheinen blank zu liegen, kaum dass einer dem anderen begegnet. Eine allseitige Abrüstung in Worten und Verhalten tut not. Denn Radfahrer ist längst nicht mehr mit dem politischen Gegner des Mittelstands gleichzusetzen, er ist schlicht ein Verkehrsteilnehmer. Er sollte als solcher behandelt werden - und sich freilich auch selbst als solcher benehmen.