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Zentrale Dienste sollen Staatsdiener entlasten. | Tagung in Berlin zu Effizienz in der Verwaltung. | Berlin. "Seit zwei Jahrhunderten gibt es in der Verwaltung eine ständige Wellenbewegung zwischen mehr Zentralisierung und mehr Dezentralisierung. Mit den ,Shared Services kombinieren wir beides zum Nutzen aller: Die Entscheidungen bleiben vor Ort, aber die dafür erforderlichen Grundlagen werden zentral zur Verfügung gestellt. Deshalb nennen wir sie auch Dienstleistungszentren."
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Die jugendlich-energische Ministerialrätin Beate Lohmann bemüht sich mit Charme und Verve, die öffentliche Verwaltung Deutschlands ins 21. Jahrhundert zu bugsieren. "Nicht nur die leeren Kassen zwingen uns zu Reformen, sondern auch die gesamte Entwicklung unserer Gesellschaft. Die Wirtschaft will entlastet werden, die Bürger fordern mehr Service und bei schrumpfender Gesellschaft wird auch die Verwaltung schrumpfen müssen." Immer deutlicher werde die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung zum Standortfaktor im internationalen Wettbewerb.
Weniger Bürokratie
Fazit: Mehr Aufgaben und höhere Qualitätsanforderungen entfallen auf immer weniger Bedienstete. An der Modernisierung von Staat und Verwaltung und am Abbau überflüssiger Bürokratie führe daher kein Weg vorbei.
"Bei der Personalplanung und -rekrutierung, der Personalentwicklung, beim Haushalts- und Beschaffungswesen, bei der Implementierung moderner Informationstechnologie und ihrer Vernetzung, bei der Organisation, kurz: bei den inneren Diensten der Verwaltung und bei digitalisierbaren Prozessen könnten die Dienstleistungszentren die Mitarbeiter entlasten und sie freimachen für die eigentliche Facharbeit", erklärt sie.
Lohmann wirbt vor den Teilnehmern des 12. Ministerialkongresses in Berlin um Verständnis und Kooperationsbereitschaft. Die Berater Bearing Point und Cisco haben rund 200 Amts- und Behördenleiter, Vertreter von Bundes- und Landesministerien sowie Kommunen zu einem Informationskongress unter dem Motto "kundenzentriert, vernetzt, modern und effizient" eingeladen.
"Die Belegschaft im öffentlichen Dienst altert. Aber wir können auch älteren Mitarbeitern eine Perspektive bieten, wenn sie bereit sind, sich in die Verwaltungsmodernisierung einzubringen. Dafür möchten wir sie motivieren", erklärt die Referatsleiterin.
Eine der zahlreichen Arbeitsgruppen befasste sich mit der Frage, wie weit das im September des Vorjahres vom Bundeskabinett beschlossene Programm "Zukunftsorientierte Verwaltung durch Innovationen" und das Programm "E-Government 2.0" inzwischen gediehen seien.
Neues Bildarchiv
Seit Ende Februar sind in einem Umsetzungsplan 57 konkrete Modellprojekte genannt, die Zug um Zug verwirklicht werden. Beate Lohmann verweist etwa auf das Digitale Bildarchiv, das soeben freigeschaltet wurde. Damit steht erstmals authentisches, historisches Bildmaterial des Bundesarchivs von den Einigungskriegen im 19. Jahrhundert bis zur Wiedervereinigung 1990 frei zugänglich im Internet zur Verfügung. Die Bilder - derzeit rund 60.000 - können sofort in hoher Bildqualität heruntergeladen werden. Ein Webshop mit vollständig integrierter Zahlungsverkehrsplattform verbessert sowohl den Nutzerservice als auch die internen Prozesse des Bundesarchivs.
Johann Hahlen, Staatssekretär im Innenministerium, sieht in der großen Koalition ein "günstiges Zeitfenster, um innovative Verwaltungsprojekte voranzutreiben". Der hessische Bevollmächtigte für E-Government und Informationstechnologie, Staatssekretär Harald Lemke, erhofft sich von der Föderalismuskommission II (Kommission zur Modernisierung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen, Anm.), dass sie "uns hilft, ebenenübergreifende IT-Kompetenzen und -Prozesse zu implementieren". Er hoffe auf die gesetzlichen Voraussetzungen dafür, "damit diejenigen, die kooperieren wollen, nicht durch rechtliche Hindernisse ausgebremst werden". Denn diese "Koalition der Willigen" habe Signalfunktion für die gesamte Verwaltungsstrukturreform.