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Wien. Eigentlich hatte sich Lothar Höbelt schon seit dem Knittelfelder Putsch 2002 von der FPÖ distanziert. Dass der Historiker an der Uni Wien und einstiger Mitverfasser des freiheitlichen Parteiprogramms nun gemeinsam mit Ex-Vizekanzler Herbert Haupt das Personenkomitee für Barbara Rosenkranz, die FPÖ-Kandidatin bei der Bundespräsidentenwahl, anführt, argumentiert er am Dienstag vor Journalisten mit der "einzigartigen Kampagne", die gegen Rosenkranz geführt werde.
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Als deren Ausgangspunkt sieht Höbelt die Medien, denen er in diesem Zusammenhang auch Manipulation vorwirft.
"Selten war Manipulation in dieser Deutlichkeit greifbar", sagt Höbelt. So seien Aussagen von Rosenkranz aus dem Jahr 2006 so zusammengeschnitten worden, dass der Eindruck entstehe, sie ziehe das Verbotsgesetz in Zweifel. Daran werde von Seiten der Medien festgehalten, auch wenn Rosenkranz dies klar dementiere.
Nicht SPÖ, sondern "linke Journalisten"
Verantwortlich sei hier nicht etwa die SPÖ ("Wäre das SPÖ-Generalsekretariat dafür verantwortlich, wäre die Kampagne nicht so erfolgreich"), sondern die "linke Mehrheit unter den Journalisten". Daraus zieht Höbelt den Schluss: "Wenn diese Art der Berichterstattung um sich greift, droht Gefahr für die gesamte bürgerliche Seite."
Der Historiker sieht Rosenkranz dabei ganz klar als "bürgerliche Kandidatin", auch wenn er durchklingen lässt, enttäuscht davon zu sein, dass die ÖVP keinen eigenen Kandidaten aufgestellt hat. So versucht er denn auch, die schwarzen Wähler von der niederösterreichischen Landesrätin zu überzeugen.
Dass Rosenkranz ob ihrer nur zögerlichen Bejahung der Existenz von Gaskammern ("Ich habe das Wissen, das ein Österreicher, der zwischen 1964 und 1976 in österreichischen Schulen war - das ist also mein Wissen von der Geschichte, und daran habe ich überhaupt keine Änderung vorzunehmen") für viele ÖVPler nicht wählbar ist, lässt Höbelt nicht gelten. Bei den Gaskammern handle es sich um historische Fakten und nicht um Glaubensfragen, die man glauben oder leugnen könne. Außerdem lasse sich aus den Aussagen Rosenkranz "nicht herauslesen, dass sie diese historischen Fakten leugnet".
Neben Höbelt steht Ex-Vizekanzler Herbert Haupt an der Spitze des Personenkomitees. Für ihn geht es darum, sich dagegen zu wehren, dass eine Frau, die es geschafft habe, zehn Kinder und eine politische Karriere "in einer männerdominierten Partei" unter einen Hut zu bringen, diffamiert werde. Als ehemaliger Frauenminister sei er zudem stets dafür gewesen, dass Frauen in hohe Ämter kommen.
Drohungen und "mysteriöse Anrufe"
Dafür nehme er auch Drohungen und "mysteriöse Anrufe" in Kauf, sagt Haupt - und auch die Tatsache, dass sein Telefon regelmäßig von Geheimdiensten abgehört werde.
Kein gutes Haar ließ Haupt am amtierenden Bundespräsidenten Heinz Fischer. Es sei ein "Skandal", dass sich dieser weigere, sich einer direkten Konfrontation mit den anderen Kandidaten zu stellen. "Glaubt er, dass Demokratie durch Diskussionsverweigerung vorangetrieben wird?"
Neben Haupt und Höbelt gehören dem Komitee aus "elder statesmen" einstige FPÖ-Prominenz wie Ex-Justizminister Harald Ofner, die früheren Dritten Nationalratspräsidenten Siegfried Dillersberger und Gerulf Stix, Ex-Staatssekretär Holger Bauer, Ex-FPÖ-Chef Alexander Götz oder die einst mächtigste FPÖ-Frau Kärntens aus dem Huber-Clan, Kriemhild Trattnig (als einzige Frau), an.