+++ Benzin und Diesel so teuer wie noch nie. | Die Österreicher tanken weniger. | Wien. Keiner traut sich mehr, eine Prognose abzugeben, wie hoch die Treibstoffpreise noch steigen werden. Nachdem die internationalen Ölpreise diese Woche erstmals über 70 Dollar gestiegen sind, ist auch Benzin und Diesel in Österreich so teuer wie noch nie.
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Die OMV hat am Dienstagabend die neueste Preisrunde eingeläutet, die Konkurrenten folgten prompt: Normal- und Superbenzin kosten um 2 Cent mehr, Super Plus und Super 100 um 3 Cent, der Dieselpreis stieg um 1 Cent pro Liter. Konkret liegt der aktuelle Richtpreis für Selbstbedienungstankstellen bei Benzin nun bei 1,134 Euro je Liter, Super kostet gemäß Richtwert 1,154 Euro, Super 100 1,252 Euro, Super Plus 1,224 Euro und Diesel 1,064 Euro.
Marktführer OMV begründet die Erhöhung mit gestiegenen internationalen Notierungen für Ölprodukte, vor allem jene am für Österreich wichtigsten Handelsplatz Rotterdam: Dort werden ebenfalls Rekordpreise verlangt - und die Tendenz ist weiter steigend, so der Mineralölkonzern.
Die Wiener Niederlassung des internationalen Ölhändlers PVM geht zwar davon aus, dass die Spritpreise gegen Jahresende wegen geringerer Nachfrage wieder nachgeben werden - gleichzeitig räumt man aber ein, dass eine Prognose derzeit sehr schwierig sei, da sich die Auswirkungen des Wirbelsturms Katrina auf die Versorgungslage in den USA noch nicht abschätzen lassen. "Normalerweise" würde der Markt davon ausgehen, dass die Bezinpreise am Großmarkt in Rotterdam bis Dezember wieder um gut 100 Dollar auf rund 650 Dollar (534 Euro) je Tonne sinken werden, sagte PVM-Chefanalyst Ehsan Ul-Haq am Mittwoch zur APA.
Vorerst dürften die Spritpreise aber weiter steigen. "Das ist eine Frechheit und für uns Taxler bald nicht mehr tragbar." Eine Taxilenkerin am Schwedenplatz in Wien gerät am Mittwoch bei einer Umfrage der APA geradezu in Rage, spricht man sie auf die höchsten Spritpreise an, die es in Österreich je gegeben hat. Auch bei ihren Fahrgästen ist der derzeit extrem teure Treibstoff ein Thema. "Alle sind sich einig", sagt sie, "nämlich dass das ein Wahnsinn ist". Auf den Uralt-Witz "Was heißt Spritpreiserhöhung, ich tanke immer um 20 Euro" kommt auch kein gequältes Lächeln mehr.
Und es wird weniger gefahren: Schon im ersten Halbjahr ging der Treibstoffabsatz an Österreichs Tankstellen um mehr als 3% zurück, im Sommer war der Rückgang noch deutlicher.
Schwachen Trost liefert ein Blick zurück der Statistik Austria: Inflationsbereinigt war Sprit schon einmal teurer - und viele Güter des täglichen Bedarfs haben innerhalb fast dreier Jahrzehnte einen weit höheren Preisanstieg hinter sich, etwa der Wohnungsaufwand, Zigaretten oder auch Brot.
Dieselfahrern droht jedenfalls in einem Monat möglicherweise die nächste Preiserhöhung. Ab 1. Oktober müssen Autofahrer, die keinen Diesel mit Biospritzugabe tanken, eine höhere Mineralölsteuer zahlen. Wer Biodiesel tankt, zahlt zwar weniger Steuer, dafür aber möglicherweise mehr für das Produkt - die Mineralölwirtschaft klagt schon heftig über höhere Umstellungskosten.