)
Normal und Super schon gleich teuer. | Bald kein Normal mehr im Angebot? | Wien. Manche Autofahrer mögen sich die Augen gerieben haben, als sie sahen, dass Dieselkraftstoff bereits teurer als Superbenzin ist, zumindest an einigen Tankstellen. Andere wiederum werden sich wundern, dass Normal- und Superbenzin gleich viel kosten. Alles normal, sagen die Ölkonzerne, die Preise spiegeln nur die Lage auf dem Weltmarkt wider. Die heimischen Autofahrerklubs aber toben und sprechen von Abzockaktionen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Wahrheit liegt in der Mitte. Die Weltmarktnotierungen in Rotterdam zeigen, dass Diesel pro Tonne derzeit etwa 808 Dollar kostet, Super 782 und Normal 779 Dollar, Superplus liegt bei 817 Dollar.
Die Dieselnotierung lag sogar schon weit höher. Der Rotterdamer Dieselpreis war auch schon in den letzten Jahren im Winter höher als der Preis für Benzin, im Sommer ist die Situation dann umgekehrt. Im EU-Vergleich liegen die heimischen Nettopreise bei Diesel genau im EU-Durchschnitt, bei Super um einen Cent darüber.
Steuersatz lässt die
Differenz schrumpfen
Weil aber in Österreich für Diesel weniger Mineralölsteuer als für Benzin zu bezahlen ist, war bisher Diesel immer um rund 5 Cent billiger, auch im Winter. Im Sommer 2007 wurde dieser Steuerunterschied verringert, als die Regierung den Steuersatz für Diesel um 5 Cent anhob, bei Benzin aber nur 3 Cent aufschlug. Der Steuer-Unterschied zwischen Diesel und Benzin beträgt derzeit aber noch immer rund 9 Cent. Seit Oktober wird allerdings dem Benzin rund 5 Prozent Ethanol beigemischt, was ihn um etwa 1,5 Cent verteuert. Diesel könnte also nach wie vor an der Zapfsäule billiger sein.
Interessant ist auch, dass Normal und Super an vielen Tankstellen zum selben Preis verkauft werden - auch in Deutschland. Früher lag der Preisunterschied bei etwa 2 Cent. Einige Experten sehen dahinter die Politik, dass längerfristig Normal aufgelassen werden soll. Die Sorte Normalbenzin wird flächendeckend nur in Deutschland und Österreich angeboten. In Österreich entfallen bei Ottokraftstoffen 24 Prozent auf Normal, 73 Prozent Super und 3 Prozent auf Superplus 98 oder 100.
Superplus mit
höherer Gewinnspanne
Die heimischen Ölkonzerne weisen Überlegungen, Normal einzustellen, noch zurück. Ebenso solle Superplus, das in den letzten Jahren immer weniger nachgefragt wurde, im Angebot bleiben. Vertreter von Esso erklären sogar, dass es eine Renaissance für diesen Kraftstoff gebe, da immer mehr Autokonzerne, wie etwa VW, neue Modelle bauen, die hochoktaniges Benzin benötigen. Die Nachfrage nach Superplus wachse daher bereits wieder um rund 10 Prozent, allerdings von niedrigem Niveau aus. Verdienen lässt sich an Superplus besser als an den knappen Spannen der anderen Produktgruppen, es wird um bis zu 15 Cent mehr als für Super verlangt.
Die hohen Treibstoffpreise haben bisher übrigens noch zu keinem Verbrauchsrückgang geführt. In den ersten drei Quartalen wuchs der Benzinabsatz um 0,2 Prozent, Diesel wurde um 3,2 Prozent verkauft. Ausschlaggebend dafür ist nach wie vor der Tanktourismus - in Deutschland kostet Diesel um 10 Cent und Benzin um 13 Cent mehr.
Esso meint allerdings, dass der Tanktourismus bei LKW leicht zurückgehe, weil der Unterschied zwischen den Preisen auf deutschen Autohöfen und den österreichischen Autobahntankstellen schrumpft.