)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Rutschpartie an den Börsen geht munter weiter, in zwei Wochen wurden weltweit Werte in Höhe von fast 6000 Milliarden Dollar vernichtet. Der Ölpreis stürzt ab, das heikle Gefüge der Weltwährungen ächzt und stöhnt.
Experten in Politik und Zentralbanken schauen dem Treiben bestürzt, aber ratlos zu. Erstens haben sie kaum noch Pfeile im Köcher, sie wurden während der Finanzkrise verschossen. Zweitens ist Seltsames zu erleben: Obwohl - auch mit Hilfe der Zentralbanken - noch nie so viel Geld zur Verfügung stand, flüchten Anleger aus Unternehmenspapieren.
Nun blicken alle nach China, der Schuldige des aktuellen Crashs scheint dort gefunden. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Die börsenotierten Großunternehmen in Europa und den USA, die weltweit die wirtschaftliche Dynamik bestimmen, verwenden das Geld nicht für Investitionen, sondern für Dividenden und den Rückkauf eigener Aktien. Das Geld wird also völlig unproduktiv verwendet, und auch das macht Angst. Sogar Larry Fink, Gründer und Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, kritisierte jüngst die Chefs der Großkonzerne in einem offenen Brief wegen dieser Politik.
In Großbritannien werden 60 Prozent der erwirtschafteten Gewinne ausgeschüttet. Die ATX-Werte in Wien erreichten für das Geschäftsjahr 2014 sogar einen Wert von über 80 Prozent.
Da nahmen Aktionäre, also ein verdammt kleiner Teil der Menschheit, noch einmal einen dicken Schluck aus der Flasche. Sie werden die magere Gegenwart damit recht komfortabel überstehen.
Das vorhandene Geld wird also nicht nur falsch eingesetzt, sondern auch von unten nach oben verteilt. Dies wird sich nun rächen, denn der Börse-Crash bremst die wirtschaftliche Entwicklung stark - und die Unternehmen haben in der Zwischenzeit Kapital konsumiert, das nun der "realen Wirtschaft" für neue Werke fehlt.
Die Folge werden noch mehr Arbeitslose sein, außer die internationale Staatengemeinschaft und die Zentralbanken nehmen noch einmal Geld in die Hand, viel Geld.
Milliarden, hinter denen die Arbeitskraft der "Werktätigen", sprich Steuerzahler, steht, wie es so schön heißt. Die haben aber, wie die Wahlergebnisse zeigen, langsam die Nase voll von dieser Spielart des Kapitalismus. Wenn dieser Crash also nicht schnell beendet wird, wird zu den Opfern auch die Demokratie zählen.