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Man bekommt fast den Eindruck, als hätte noch nie eine österreichische Sportlerin international etwas gewonnen - als hätte es die Annemarie Moser-Prölls, die Sissy Max-Theurers, die Steffi Grafs oder die Hypo-Handball-Damen nie gegeben. Denn wie nun medial und sozial-medial versucht wird, den Erfolg des Frauen-Nationalteams bei der EM in Holland als frauenpolitisches Fanal zu instrumentalisieren, ist sporthistorisch betrachtet nahezu grotesk. Für alle, die es nicht wissen: Weiblicher Spitzensport passiert hierzulande seit Jahrzehnten - erfolgreich, unaufgeregt und nicht politisch konnotiert. Dass dies nun mit dem unerwarteten Erfolg des Frauen-Teams in der Männerdomäne Fußball plötzlich anders ist und herzerfrischend über die nicht so erfolgreichen ÖFB-Herren gewettert wird, war natürlich logisch. Letzteres soll auch sein. Dass aber das Frauen-Team allen Ernstes dafür herhalten muss, die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen zu illustrieren, ist geradezu dumm und verkennt völlig die Zusammenhänge: Frauen-Fußball steckt spitzen- und breitensportmäßig global noch in den Kinderschuhen - bis die Bedeutung wie in Tennis, Skisport oder Leichtathletik erreicht wird und vergleichbare Löhne möglich sind, dauert es noch sehr, sehr lange. Zurufe der Frauenministerin, die naturgemäß am Erfolg mitnaschen und keinen Unterschied mehr zwischen Männer- und Frauen-Fußball ausmachen will, werden daran nichts ändern. In einem Punkt dürfen sich die ÖFB-Frauen aber wirklich mit ihren männlichen Pendants vergleichen: Im Erfolgsfall kann man sich vor (politischen) Schulterklopfern nicht erwehren, bei Misserfolg lässt sich dann keiner mehr blicken. Daher sollen die erfolgreichen Kickerinnen ihren Erfolg ruhig auskosten - er gehört ihnen ganz alleine.