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Es gibt jetzt übrigens Toilettenpapier extra für Frauen. Es ist rosa. Nicht einmal am Klo funktioniert also die Gleichstellung. Warum sollte sie dann an einem ungleich komplexeren Ort wie dem Literaturbetrieb funktionieren? Die deutsche "Welt" echauffierte sich dieser Tage darüber, dass die Longlist des deutschen Buchpreises wieder einmal die patriarchalische Prägung der Literaturbranche deutlich vor Augen führt. Die Autorin hatte die nackten Zahlen auf ihrer Seite: 15 nominierten männlichen Schriftstellern stehen da fünf nominierte weibliche gegenüber. Das ist nun wirklich eher nicht so ausgewogen. Die "Welt" argumentierte damit, dass die Juroren von der Akademie Deutscher Buchpreis benannt werden, die sich aus mehrheitlich männlichen Verlags- und Mediengrößen zusammensetze. Allerdings erwähnt der Artikel nicht, dass die Jury wiederum mehrheitlich weiblich ist (vier Frauen, drei Männer). 176 Bücher wurden für den Preis eingereicht, es ist nicht bekannt, welche das waren. Und wie da die Geschlechterquote ausgesehen hat. Ohne diese Information ist die Kritik zumindest ein klein wenig unseriös.
Marlene Streeruwitz, die als eine der wenigen Frauen mit ihrer kalten Abrechnung mit dem Literaturbetrieb, "Nachkommen.", auf der Longlist steht, hat sich auch zu Wort gemeldet. Sie stört eher, dass die Jury-Vorsitzende gesagt hat, bei der Auswahl hätte man sich "manch mittelmäßige Lektüre gern erspart".
Das freilich ist eine Form der Herablassung, die in Streeruwitz’ Roman auch sehr treffend beschrieben wird. Und zumindest die macht vor Geschlechtergrenzen nicht Halt.