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Dieser Titel ist kein Plagiat

Von Bernhard Baumgartner

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Die Zeiten des hemmungslosen, ungeahndeten Abschreibens in wissenschaftlichen Arbeiten sind spätestens seit der Affäre rund um den deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg wohl endgültig vorbei. Daran ist ein Mann nicht gänzlich unschuldig, der das aber auch mit vielen Feindschaften bezahlt hat: Der in den Medien gerne als "Plagiatsjäger" bezeichnete Stefan Weber. Mehr als 70 Fälle hat der Salzburger Medienwissenschafter schon aufgedeckt, elf akademische Titel sind nach seinen Recherchen bereits aberkannt worden.


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Klar, dass sich so jemand nicht gerade beliebt macht. Das wiederum ist typisch österreichisch: Schuld an einem Missstand ist schließlich nach unserer Logik immer auch der, der als erster auf ihn aufmerksam macht. Webers Kontrollen ohne Auftrag werden daher bei manchen auch gerne als klassische Vernaderung in altbewährter Blockwarte-Mentalität gesehen.

Die Frage ist jedoch: Wieso brauchen wir einen Privatmann wie Weber und sein stures Beharren auf Redlichkeit überhaupt? Wieso kann es sein, dass in Zeiten von Google und Plagiatssoftware noch immer Arbeiten anstandslos durchgehen, die ungefähr so authentisch sind wie einst die Hitlertagebücher im "Stern"? Ist es zuviel verlangt, eine Qualitätskontrolle für Universitäten und die unter ihrem Siegel erscheinenden Arbeiten zu fordern? Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, der Laschheit den Kampf anzusagen.