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Diesmal hoffentlich ohne Napalm

Von Walter Hämmerle

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Die Parteien rüsten für den Wahlkampf. Eine Schlammschlacht soll aber vermieden werden, wird beteuert.


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Die Vorbereitungen für die Nationalratswahlen laufen in allen Parteien auf Hochtouren. Im niedertourigen Bereich hatte der Wahlkampf ohnehin seit der Angelobung der Regierung nie aufgehört zu brummen.

Seit Montag ist nun alle verschämte Heimlichtuerei überflüssig geworden, das Match um die Stimmen der Wähler ist auch offiziell eröffnet. Und da wir in einer streng arbeitsteiligen Welt leben, schlägt jetzt die Stunde der Professionisten.

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In der SPÖ rittert Alois "Napalm-Luigi" Schober mit seiner Agentur Young&Rubicam erneut um den Etat. Allerdings ist Schober, der bereits zahlreiche SPÖ-Wahlkämpfe erfolgreich betreut hat, diesmal nicht allein im Rennen. In der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße, die nach umfangreichen Umbauten zum ersten Mal seit Jahren wieder als rote Kampagnenzentrale dient, beteuert man, dass die Vergabe des Auftrags noch völlig offen sei. Wahlkampfmanagerin ist die kürzlich in die Partei zurückgekehrte Bundesgeschäftsführerin Doris Bures. Der offizielle Etat orientiert sich am Budget für die Nationalratswahlen 2006. Bures wünscht sich rund 9,5 Millionen.

Schober war bereits 2006 der Mastermind hinter der Kampagne für Alfred Gusenbauer. Die zeichnete sich zum einen durch ihre Aggressivität, zum anderen durch ihren Erfolg aus. "Ich sage nur: Napalm! Purer Napalm!": So beschrieb Schober damals seine eigene Kampagne. Im Rückblick liegt darin jedoch wohl auch eine der Ursachen für die später überzogenen Erwartungshaltungen der SPÖ-Basis.

Diesmal will man es in der SPÖ ruhiger angehen. "Eine Schlammschlacht werden wir sicher nicht anzetteln", heißt es aus der Löwelstraße. Thematisch will man sich auf konkrete Inhalte konzentrieren, allerdings mit Bedacht auf deren Realisierbarkeit. Werner Faymann wird übrigens am 8. August im Linzer Design Center als neuer SPÖ-Vorsitzender inthronisiert.

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In der ÖVP sitzt Generalsekretär Hannes Missethon an den Schalthebeln der Wahlkampagne. In Sachen Budget bleibt man hier noch eher vage: Ein mittlerer, einstelliger Millionen-Betrag soll es sein, heißt es aus der Parteizentrale in der Lichtenfelsgasse.

Die besten Chancen auf diesen Etat hat dem Vernehmen nach die - bisher im politischen Bereich kaum aufgefallene - PR-Agentur von Markus Gull, die in letzter Zeit bereits das eine oder andere schwarze Werbeprojekt betreut hat.

Gull betrieb in den 90er Jahren gemeinsam mit Alois Grill die Agentur Grill&Gull Thompson. Allenfalls beratend mitwirken am schwarzen Wahlkampf will Heidi Glück - "und das nur, wenn ich gefragt werde". Glück, Ex-Sprecherin von Kanzler Wolfgang Schüssel, hat sich mittlerweile mit einer PR-Agentur selbständig gemacht.

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Traditionell im eigenen Haus strickt die FPÖ ihre Wahlkampagnen. Die Federführung hat dabei Generalsekretär Herbert Kickl inne. Zwar soll auch bei den Freiheitlichen der Wahlkampf kurz, aber intensiv sein, mit der ersten Plakatserie will man hier aber bereits Mitte August starten.

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Bei den Grünen ist statutengemäß Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny für die Kampagne verantwortlich. Ihr steht ein Gesamtbudget von 2,5 bis 3 Millionen zur Verfügung. Welche Agentur den Werbeetat bekommt, ist noch nicht fix. Voraussichtlich wird jedoch wieder wie schon 2006 "Super FI" das Rennen machen, die vor allem im Internetbereich über viel Erfahrung verfügt.

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Notgedrungen als Sparefroh präsentiert sich das BZÖ. Die Kampagne unter Federführung von Generalsekretär Gerald Grosz wird im Haus selbst entworfen, nur ein Graphiker wird von außen engagiert. Das Gesamtbudget der Orangen soll eine Million nicht überschreiten.