Rechner in der umstrittenen Atomanlage Busher wurde gezielt lahmgelegt. | Berlin. (dpa) Die Cyber-Attacke auf das iranische Atom-Programm durch den Computer-Schädling Stuxnet scheint einem modernen Spionage-Roman entsprungen: Ein raffiniert programmierter Computerwurm soll ausgerechnet in dem Land, das von den USA als Schurkenstaat eingeschätzt wird, eine umstrittene Atomanlage lahmlegen. Stuxnet ist aber keine Fiktion, sondern Realität.
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Sicherheitsexperten wissen bereits seit über einem Jahr um die Schwachstellen, wie Steuerungszentralen von großen Industrieanlagen und Kraftwerken außer Gefecht gesetzt werden können. Und nun hat auch der Iran eingeräumt, dass tausende Rechner in den seinen Industrieanlagen mit Stuxnet infiziert sind. Es war kein herkömmlicher Computervirus oder Trojaner, der sich auf den schätzungsweise 30.000 Steuerungs-PCs in Industriebetrieben und zumindest in einigen Rechnern in der Atomanlage Bushehr unaufhaltsam verbreitet hat.
"Es handelt sich um den raffiniertesten Computerschädling, der je entdeckt wurde", erklärte Alan Bentley, Vize-Präsident der US- Sicherheitsfirma Lumension. Der Computerwurm sei so bedeutend, weil es nicht um die üblichen Motive von Computervirus-Programmierern, nämlich Rache oder Geld, gegangen sei. "Stuxnet zielt direkt ins Herz einer kritischen Infrastruktur." Stuxnet wurde von Fachleuten in Deutschland entdeckt. So fand der in Hamburg ansässige Sicherheitsexperte Ralph Langner mit seinem Team heraus, dass Stuxnet vier Schwachstellen der Windows-Betriebssysteme von Microsoft ausnutzt und insbesondere Leittechnik-Produkte der Firma Siemens angreift. Langner spricht vom "Hack des Jahrzehnts", und zählt in seinem Blog die Gründe auf, warum sich die Cyber-Attacke gegen die iranische Atomanlage in Bushehr richtet. Der Schädling sei von Insidern ganz gezielt als Sabotage-Software für Anlagen wie in Bushehr entworfen worden. Und es sei auch wohl kein Zufall, dass dort sich in jüngster Zeit die technischen Probleme häuften.
Für Frank Rieger vom Chaos Computer Club steht fest: "Der digitale Erstschlag ist erfolgt." Offenbar habe die digitale Waffe das iranische Atomprogramm sabotiert, schrieb Rieger in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der Experte und Buchautor Arne Schönbohm erklärte in der Zeitschrift "WirtschaftsWoche", ein Angriff auf iranische Atomanlagen mit Computerviren sei ein durchaus denkbares Szenario.
Da die Cyber-Attacke im Iran die tiefsten Spuren hinterlassen hat, überraschte niemanden, dass im Netz Gerüchte auftauchten, in denen Programmierer aus Israel oder den USA mit dem Angriff in Verbindung gebracht wurden. Die amerikanische Website "War in Context" vermutet, dass die erst vor wenigen Monaten gegründete Cyberkrieg-Dienststelle United States Cyber Command hinter der Cyber-Attacke steckt. Andere machten den Mossad für den Angriff verantwortlich. Experten gehen davon aus, dass einzelne Hacker es nie geschafft hätten, Stuxnet so raffiniert zu programmieren. Angesichts der notwendigen Ressourcen stecke ein Staat oder eine staatlich unterstützte Gruppe hinter der Attacke.