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Digitalisierung als Chance für Frauen

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
© BUCK Studio/Corbis

Accenture-Studie belegt: Hohe digitale Kompetenz fördert die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz.


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Wien. Ob flexible Arbeitszeiten oder die Frauen-Quote - es gibt viele Rezepte zur Förderung der Gleichstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Als besonders hilfreich für weibliche Karrieren erweist sich immer öfter die Verbesserung der digitalen Kompetenz, wie das Beratungsunternehmen Accenture berichtet.

Für die Studie "Getting to Equal: How Digital is Helping Close the Gender Gap at Work" wurden zwischen Dezember 2015 und Jänner 2016 rund 4900 berufstätige Frauen und Männer in 31 Industrie- und Schwellenländern befragt. In Österreich nahmen 53 Frauen und ebenso viele Männer an der Studie teil. Die Umfrageresultate wurden zusätzlich mit Datenmaterial von der Weltbank, der OECD und dem World Economic Forum ergänzt.

Das zentrale Ergebnis: Hohe digitale Kompetenzen sowie neue berufliche Möglichkeiten durch Digitalisierung verhelfen vor allem Frauen zu besseren Karriereaussichten. "Somit kann die Digitalisierung in den nächsten Jahren dazu beitragen, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Arbeitsleben weiter voranzutreiben", gibt man sich bei Accenture optimistisch.

Aber: "Auf dem beruflichen Weg nach oben gehen noch zu viele Frauen verloren", bedauert Sandra Babylon, Geschäftsführerin für den Bereich Financial Services und verantwortlich für die Women Initiative bei Accenture. "Und das, obwohl sie immer besser qualifiziert sind und die Chancen der Digitalisierung zu ihrem Vorteil zu nutzen wissen."

"Digital Fluency"-Modell

Um die Zusammenhänge zwischen beruflichem Erfolg von Frauen und den Möglichkeiten der Digitalisierung näher zu beleuchten, hat Accenture das "Digital Fluency"-Modell entwickelt. Dieses untersucht neben klassischen Indikatoren wie Bildungsniveau, allgemeinen Beschäftigungschancen und Aufstieg in Führungspositionen zusätzlich die "Digital Fluency" von Frauen und Männern. Diese beschreibt, wie sehr jemand mit digitalen Technologien vertraut ist und diese in Beruf und Alltag nutzt und wie die Digitalisierung neue berufliche Möglichkeiten für den Einzelnen eröffnet. Dazu gehören etwa flexiblere Arbeitszeitmodelle oder neue Berufsbilder, von denen vermehrt Frauen profitieren können, sowie E-Learning, digitale Tools fürs Teamwork und die Nutzung von soziale Medien.

Die Studie belegt für alle untersuchten Länder einen ausgeprägten Zusammenhang zwischen hoher Digital Fluency von Frauen und ihrem Bildungsniveau einerseits, sowie ihren Berufsaussichten andererseits. Bemerkenswert: In 16 der 31 untersuchten Ländern erreichen Frauen ein höheres Bildungsniveau als Männer - unter anderem, weil sie digitale Technologien effektiver nutzen. "Zudem eröffnen sich neue berufliche Chancen für Frauen, da sie Dank der Digitalisierung flexibler arbeiten können", weiß Accenture. Männer ziehen daraus zwar ebenfalls Vorteile, doch laut der Studie hat Digital Fluency einen wesentlich stärkeren Einfluss auf die Karrierechancen von Frauen.

Österreich im Mittelfeld

Spitzenreiter bei der Digital Fluency sind die Niederlande, die skandinavischen Länder und die USA, die Schlusslichter sind die Philippinen, Indien und Indonesien. Österreich liegt im Vergleich aller untersuchten Länder im Mittelfeld, sowohl was die Digital Fluency (Platz 16), das Bildungsniveau (Platz 12), die Beschäftigungsfähigkeit (Platz 13) und die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten (Platz 12) von Frauen betrifft.

81 Prozent der Männer und 61 Prozent der Frauen gaben hierzulande an, täglich digitale Kanäle zu nutzen. 52 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass digitale Technologien es für Frauen einfacher machen, am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Dass die Digitalisierung mehr Flexibilität im Beruf bringt und somit eine bessere Work-Life-Balance ermöglicht, steht für 52 Prozent aller Befragten fest. Knapp ein Drittel der Befragten (31 Prozent) gab an, digitale Fähigkeiten für den beruflichen Aufstieg genutzt zu haben.

Auch Deutschland landet, was die Digital Fluency (Platz 11), das Bildungsniveau (Platz 18), sowie die Aufstiegsmöglichkeiten (Platz 16) von Frauen betrifft, nur auf den mittleren Plätzen.

Gleichstellung der Geschlechter

Laut dem Digital Fluency-Modell könnte in den Industriestaaten die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz bereits im Jahr 2040 erreicht werden, vorausgesetzt Regierungen und Unternehmen verdoppeln die Geschwindigkeit, mit der Frauen digital fit werden.

Denn während Digital Fluency Frauen zwar dabei hilft, im Berufsleben schneller voranzukommen, ist es noch nicht gelungen, den Abstand zu Männern in Führungspositionen deutlich zu verringern oder gar den Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern auszugleichen.