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Digitalisierung als Schlüssel für Wachstum

Von Achim Kaspar

Gastkommentare
Achim Kaspar ist seit 2008 General Manager von Cisco Austria. Er war mehrere Jahre Präsident des Verbandes der alternativen Telekom-Provider Österreichs und ist Herausgeber mehrerer Fachbücher im Bereich Telekommunikation.

Wir als Gesellschaft sind gefordert, Technologien und IT richtig einzusetzen und als Werkzeuge zu nutzen, um Probleme zu lösen.


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Allen, die sich ernsthaft Gedanken über unsere Zukunft machen, sind die Berichte des Weltwirtschaftsforums (WEF), der "Global Information Technology Report 2016" und der "Global Competitiveness Report 2016-2107", sehr ans Herz zu legen. Das WEF hat den Grad der Digitalisierung von 139 Ländern bewertet und sie in einem Ranking gelistet. Im "Networking Readiness Index" werden die Auswirkungen der Informations- und Kommunikationstechnologie auf die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften gemessen. Österreich liegt heuer auf Platz 20 und kommt hier seit Jahren nicht vom Fleck. Ganz vorne liegen Singapur, Finnland, Schweden und Norwegen. Die USA und Deutschland liegen an 5. und 15. Stelle. Auf den ersten Blick mag Österreichs Platz nicht schlecht sein. Bei genauerer Betrachtung ist jedoch erkennbar, dass die Nutzung und die Bereitstellung digitaler Services vor allem von Firmen und öffentlichem Dienst ausbaufähig sind. Österreich ist nicht unter Europas Top 10 - im Gegensatz zu kleineren Ländern wie Schweiz, Luxemburg oder Island.

Bei der Wettbewerbsfähigkeit belegt Österreich Platz 19 (2015: Platz 23). Die Schweiz ist im achten Jahr in Folge Spitzenreiter, gefolgt von Singapur und den USA, Deutschland belegt Platz 5. Offenbar wird die Leistung eines Landes bezüglich technologischem Entwicklungsgrad, Entwicklungsstand der Unternehmen und Innovation für das Wachstum des Pro-Kopf-BIP und die Wett-
bewerbsfähigkeit immer wichtiger.

Laut WEF steigert eine 10-prozentige Erweiterung des Breitbandnetzes das BIP um 1,35 Prozent. Die Regierung hat bereits entsprechende Maßnahmen gesetzt, die nun rasch vorangetrieben werden müssen, um nicht den Anschluss an die westeuropäischen Staaten und wichtige Wirtschaftspartner zu verlieren.

Die Entwicklung der Digitalisierung ist nicht aufzuhalten: Schätzungen zufolge wird der Datenverkehr von 2015 bis 2020 um das Dreifache zunehmen und die globale Internet-Community auf 4,1 Milliarden Nutzer anwachsen. Die Digitalisierung verändert Märkte schneller als je zuvor: In den nächsten Jahren werden sich 40 Prozent der Unternehmen in einem völlig neuen Wettbewerbsumfeld wiederfinden. Dabei werden heute 80 Prozent der Chancen für digitales Business nicht genutzt. Drei Viertel des globalen Wertschöpfungspotenzials werden in den nächsten zehn Jahren von sechs Branchen im Privatsektor beigesteuert: Produktion, Finanzen, Handel, Service Provider, Gesundheitswesen sowie Öl- und Gasindustrie. Jeder Manager und Politiker muss sich fragen: Wie sehr bin ich bereit zu investieren, um in zehn Jahren noch bestehen zu können?

Die Digitalisierung wird bezüglich Datenschutz und Sicherheit kritisch betrachtet. Sie ist aber per se nicht böse. Wir als Gesellschaft sind gefordert, Technologien und IT richtig einzusetzen und als Werkzeuge zu nutzen, um Probleme zu lösen. Die IT-Industrie muss dafür sorgen, dass technologische Lösungen bereitgestellt werden und die Sicherheit gewährleistet ist. Die Regierung muss Rahmenbedingungen für neue Geschäftsmodelle und Innovationen schaffen. Im Bildungsbereich sind die Weichen raschest neu zu stellen: Es braucht neue Jobbeschreibungen, wie E-Auto-Experten statt klassischer Mechaniker. Daran muss die Politik arbeiten, damit die Wirtschaft diese Leute dann auch hat, wenn sie sie braucht.