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Die Städte Wien und Krakau haben ein Kooperationsabkommen besiegelt.
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Wien. Krakau steht derzeit ganz im Zeichen von Wien. Seit Montag bis heute, Mittwoch, finden in der alten königlichen polnischen Hauptstadt die Wien-Tage statt. Hier wurde am Dienstag auch das Kooperationsabkommen zwischen den beiden Städten durch Bürgermeister Michael Häupl und Krakaus Stadtpräsident Jacek Majchrowski unterzeichnet, beziehungsweise vertieft. Denn das Abkommen an sich gibt es bereits seit längerem: 1989 wurde es initiiert und schließlich im Jahr 2000 finalisiert. Nun wurde es aufgefrischt und dabei wurden neue (Schwer-)Punkte vereinbart, wie beispielsweise eine stärkere Zusammenarbeit beim Thema sozialer Wohnbau.
Die von der Stadt Wien veranstalteten und von der "Eurocomm-PR" organisierten Wien-Tage begannen am Montag mit einem musikalischen Gustostückerl: Parov Stelar, Österreichs Vorzeigeband in Sachen Elektroswing, setzte mit einem Konzert in Krakau den Startschuss zu der Veranstaltung. Um Elektronik und Digitales ging es dann auch am nächsten Tag bei Häupl und Majchrowski.
Wien bekommt Tipps für Bau einer Mehrzweckhalle
"Wir beschäftigen uns mit Globalisierung und Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Verwaltung", sagte Häupl am Dienstag vor der Unterzeichnung des Abkommens. Das führe wiederum direkt zum Thema Smart Cities. Dabei müsse man besonders auf die soziale Komponente achten, denn die Digitalisierung "soll nicht nur einer Elite dienen".

Besonders auf der Ebene der Ethik wolle man sich auf dem Gebiet mit Krakau austauschen, erklärte Häupl. Etwa wenn es darum geht, wie viel Einblick die Digitalisierung in das Privatleben der Menschen geben dürfe. In der Vergangenheit hat Wien schon des Öfteren mit Know-how-Transfer an Krakau aufzeigen können.
"Wir haben von Wien sehr viel gelernt", sagte Stadtpräsident Majchrowski, "beispielsweise als wir unsere Müllverbrennungsanlage gebaut haben." Nun wolle sich Krakau revanchieren. Wien habe eine große Mehrzweckhalle geplant. Die werde zwar größer als jene in Krakau, doch mit Tipps will man hier Wien offenbar zur Seite stehen.
Auch auf dem Gebiet der Luftqualität werden wienerisch-krakauerische Arbeitsgruppen versuchen, Lösungen zu erarbeiten. Denn gleich 33 polnische Städte finden sich unter jenen, die weltweit am ärgsten von Luftverschmutzung betroffenen sind. Konkret geben hier Vertreter der MA22 Tipps in Sachen Emissionsreduzierung und Luftqualität. In Krakau hat man außerdem geplant, die Straßenbahnen unterirdisch laufen zu lassen - ein Konzept, das man in Wien noch aus den Zeiten der Ustraba auf der Zweierlinie kennt, beziehungsweise streckenweise vom Margaretengürtel sowie Wiedner Gürtel.

Und auch wenn die Gefährte in Krakau eher U- denn Straßenbahnen sein werden, so wird viel an Know-how dazu wieder aus Wien stammen. Beispielsweise wenn es darum geht, den Erfahrungsschatz vom U-Bahnbau und der damit einhergehenden Anpassung des Oberflächennetzes zu teilen. Vorbild will Wien auch in Sachen Sozialer Wohnbau sein.
"Leistbares Wohnen ist eine der großen Fragen" der Städte, erklärte Häupl vor Journalisten. Als Stadt, in der mehr als 60 Prozent der Einwohner in Sozialbauten leben, hoffe man Krakau auf dem Gebiet behilflich sein zu können. Wenn heute, Mittwoch, die Wien Tage zu Ende gehen, wird doch ein Stück Wien auch darüber hinaus in Krakau bleiben. Genau genommen mehrere Stücke: Denn Bürgermeister Häupl übergab der Stadt Krakau als Gastgeschenk zwölf "Vienas". Die Sitz- und Liegesofas sind in Wien vor allem rund um das Museumsquartier als "Enzis" bekannt geworden.
Die Übergabe der überdimensionalen Möbel hatte es in sich und grenzte für Kenner des Films "2001: Odyssee im Weltraum" ans Satirische. Mit viel Trara vom polnischen Moderator groß angekündigt und unter Lichtspielen würdig einer durchschnittlichen Diskothek inszeniert, schleppten vier Männer zu den Klängen von "Also sprach Zarathustra" ein solches Sofa in den Konferenzraum. Dort wurde es auf die Bühne gehoben und sogleich von den dutzenden Teilnehmern umringt und bestaunt.
Sitzmöbel als Zeichen von Verbundenheit
Die "Vienas" seien ein "Symbol" und auch ein bisschen ein "Spaß", sagte Häupl. Viel wertvoller sei die Freundschaft und Verbundenheit mit Krakau - einer Stadt, die übrigens als einzige Nicht-Hauptstadt das Privileg der Partnerschaft mit Wien hat. Aber: "Die jungen Leute in Wien lieben diese Sofas und ich hoffe, auch hier in Krakau wird man sie lieben", sagte Häupl. Sie erhalten jedenfalls einen Ehrenplatz: Nach dem Wiener Vorbild werden sie vor dem Nationalmuseum als Zeichen der Verbundenheit der beiden Städte stehen.