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Bagdad - An der militärischen Front ist der Krieg im Irak längst entschieden. Die meisten Statuen und riesigen Porträts von Saddam Hussein sind niedergerissen und zerstört, doch immer noch kursiert das Konterfei des entmachteten Präsidenten im ganzen Land: auf den Dinar-Scheinen. Auch diese letzte Bastion wollen die USA nun zu Fall bringen, indem sie die irakischen Beamten mit harten Dollar bezahlen.
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Der Dinar soll zwar bleiben, aber ein neues Gesicht bekommen. Nach Schätzungen von US-Experten könnte das bis zu einem halben Jahr dauern.
Nach dem Zusammenbruch der irakischen Regierung übernehmen die USA vorübergehend die Zivilverwaltung, die von dem pensionierten US-General Jay Garner geleitet wird. Für den Monat April sollen die irakischen Beamten aus in den USA gesperrten irakischen Konten entlohnt werden, auf denen rund 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,6 Milliarden Euro) vermutet werden. Washington plant, jedem der insgesamt 2,5 Millionen irakischen Funktionäre ein Monatsgehalt von 20 Dollar zu zahlen. Das entspräche einer Gesamtsumme von 50 Millionen Dollar. Beim aktuellen Kurs entspräche der Lohn 66.000 Dinar, etwas mehr als die unter Saddam Hussein gezahlten 50.000 Dinar.
Um das Antlitz Saddam Husseins von den Geldscheinen im Irak endgültig zu verbannen, müssten Milliarden von Banknoten eingestampft und ersetzt werden. Dass es einen neuen Dinar geben wird, ist ganz sicher, sagt Humam Shammaa, Professor für Wirtschaft und Verwaltung an der Universität von Bagdad. Nicht nur wegen des verhassten Porträts, sondern auch wegen der schlechten Papierqualität. Hinzu kommt, dass die Kurden im Norden des Irak einen so genannten Schweizer Dinar benutzen: Auf dem prangt kein Saddam Hussein; die Scheine wurden in Europa gedruckt. Wenn die neue irakische Regierung einmal im Amt ist, wird vermutlich binnen zwei bis drei Monaten über einen neuen Dinar entschieden, glaubt Shammaa. Das halten US-Experten offenbar für eine optimistische Zeitrechnung: Sie gehen eher von drei bis sechs Monaten aus, bis die neuen Banknoten im Umlauf sein könnten.
Die irakische Zentralbank, deren Sitz in Bagdad nach der Einnahme durch die US-geführten Streitkräfte von Irakern geplündert und größtenteils zerstört wurde, könnte ihre Arbeit recht schnell wieder aufnehmen. Die Angestellten seien zum Arbeiten bereit, wenn ihre Sicherheit gewährleistet sei. Sie bräuchten nur in ein anderes Gebäude umzuziehen. Und bis der neue Dinar gedruckt ist, bleibt der alte legales Zahlungsmittel - neben dem Dollar. Die US-Währung ist den Irakern schon seit Jahren vertraut: Wegen der erheblichen Kursschwankungen ihrer eigenen Währung haben viele Iraker ihre Ersparnisse in Dollar angelegt. "Dollar sind ein bisschen überall", sagt Shammaa. Insofern wird sich für die Staatsbediensteten wenig ändern.