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Infotag am 3. März öffnet Blick in Cockpit und Kabine.
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Wien. Die ganze Welt bereisen, einen angesehenen Beruf haben und dabei gut verdienen? "Pilot" und "Flugbegleiter" haben zumindest lange Zeit als Traumberufe gegolten. Was die Luftfahrt noch immer zu bieten hat, können Interessierte am 3. März im Office Park III des Wiener Flughafens beim ersten "Aviation Training & Recruitment Day" herausfinden.
Der Flugverkehr ist in letzter Zeit vor allem durch Personalabbau und Streiks aufgefallen - will man da überhaupt noch Neulinge anwerben? Martin Metzenbauer, Herausgeber des Branchenportals "Austrian Aviation Net" und Organisator der Veranstaltung, widerspricht: "Auch wenn es in den vergangenen Jahren einige kleinere Krisen gab, herrscht immer noch eine immense Nachfrage nach Personal."
Unter den Ausstellern befinden sich Fluglinien wie Niki und die arabischen Emirates (die heuer 4000 Mitarbeiter einstellen wollen), genauso wie Flugschulen aus Österreich und Deutschland sowie die österreichische Flugsicherung Austro Control. Bei der AUA, wo in den vergangenen Jahren 1500 Mitarbeiter abgebaut worden sind, herrscht dagegen ein Aufnahmestopp - deshalb ist Österreichs größte Fluglinie nicht vertreten, bestätigt AUA-Pressesprecher Michael Braun.
400 bis 500 Flüge starten täglich von den sechs österreichischen Flughäfen. Von der Luftfahrt leben österreichweit etwa 50.000 Menschen direkt und indirekt, schätzt Aviation-Day-Organisator Metzenbauer.
Niki rekrutiert
Die heimische Fluglinie Niki rechnet dieses Jahr mit Wachstum und rekrutiert laufend neue Mitarbeiter. Personalleiter Christian Euler-Rolle bestätigt: "Heuer werden wir sicher 100 bis 150 Mitarbeiter einstellen."
Über die strengen physischen Anforderungen, denen Piloten genügen müssen, kursieren viele Gerüchte. "Wir werden oft gefragt, ob man als Pilot keine Plomben und keine Brille haben darf, das ist aber schon lange nicht mehr so", berichtet Isabella Herl von der "Sky Flight Academy" in Krems. Tatsächlich dürfen angehende Piloten laut EU-Gesetz eine Fehlsichtigkeit von +5 bis -6 Dioptrien haben. Fluglinien legen aber teilweise strengere Maßstäbe an, warnt Herl. Linienpiloten müssen dazu meist zwischen 1,65 und 1,95 Metern groß sein.
Berufe im Flugverkehr sind für junge Leute auch deshalb so interessant, weil sie gut bezahlt sind. Frischgebackene Co-Piloten dürfen mit mindestens 1700 Euro netto rechnen. Abhängig von der Fluglinie verdienen einige sogar bis zu 3500 Euro - ohne Zulagen. Für Flugbegleiter liegt das Einstiegsgehalt bei Niki bei etwa 1300 bis 1400 Euro netto.
Allerdings nimmt die Jobsicherheit in der Branche ab, immer mehr Linien leasen ihre Mitarbeiter über externe Firmen. Bei Niki ist kein Pilot oder Flugbegleiter direkt angestellt. Das bringt dem Unternehmen kürzere Kündigungsfristen, keinen Versetzungsschutz und die Möglichkeit, saisonale Schwankungen auszugleichen. Außerdem ist es für die Belegschaft schwieriger, sich in einer Personalvertretung zu organisieren.
Teure Ausbildung
Nicht zu unterschätzen sind die Investitionen, die zu Beginn der Karriere anfallen: Gut 70.000 Euro kostet es etwa bei der Sky Flight Academy, sich "vom Fußgänger zum Piloten" ausbilden zu lassen. Mit der Airline Transport Pilot License (ATPL) in der Tasche können die Piloten dann bei einer Fluglinie anheuern, wo sie auf jeden beliebigen Flugzeugtypus geschult werden können. Im Gegensatz zu dieser Basisausbildung bieten einige Fluglinien wie Niki die Multi-Crew Pilot License (MPL) an, die auf einen bestimmten Flugzeugtypus abgestimmt ist.
Teamarbeit wichtig
Insgesamt hat der Beruf in den vergangenen Jahren eine deutliche Wandlung erlebt - die Rolle der Computer hat an Bedeutung gewonnen, die Anforderung an Piloten hat sich von einer sehr technischen Aufgabe zu einer Management-Funktion entwickelt. Die angehenden Piloten werden daher verstärkt auf Teamarbeit vorbereitet. "Früher waren die Kapitäne unantastbare Heros, heute wird schon bei der Ausbildung viel mehr Wert auf Zusammenarbeit im Cockpit gelegt", erklärt Metzenbauer.
Besondere Anziehungskraft für junge Menschen hat auch der Beruf des Flugbegleiters. Allerdings, gibt Metzenbauer zu, verliert der Job für viele auf Dauer seinen Reiz - schließlich wird ein hohes Ausbildungsniveau vom Servicepersonal verlangt. "Flugbegleiter haben auch eine sehr hohe Verantwortung, falls einmal etwas passiert", betont Metzenbauer. Regelmäßige Schulungen und Prüfungen in Erster Hilfe und Evakuierungsmaßnahmen sollen sicherstellen, dass die Flugbegleiter richtig reagieren.
Website "Aviation Training & Recruitment Day 2012"Website Austrian Aviation