Der Vorsitzende des Vereins für österreichisch-türkische Freundschaft im "WZ"-Gespräch. | Wien. Hohe Wellen der Entrüstung hat der türkische Botschafter Kadri Ecved Tezcan mit seinen umstrittenen Aussagen zur heimischen Integrationspolitik auch bei seinen Landsleuten ausgelöst.
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"Kontraproduktiv" ist Tezcans Österreich-Kritik etwa für den türkischstämmigen Fußball-Nationalspieler Yasin Pehlivan.
In dieselbe Kerbe schlägt Niyazi Oguz, der Vorsitzende des Vereins für österreichisch-türkische Freundschaft. Er bringt gegenüber der "Wiener Zeitung" seinen Unmut zum Ausdruck: "Unvorsichtige Generalpauschalisierungen bei dieser heiklen Thematik" seien auch im Hinblick auf die jüngsten Wahlen in Wien "ein Problem". Man müsse die "Dinge differenzierter sehen. Die Wortwahl des Botschafters war teils völlig überzogen und für die österreichisch-türkischen Beziehungen nicht gerade nützlich", erklärt Oguz.
Sein Verein versucht mit einer Beratungsstelle in 2300 Gesprächen jährlich, Türken mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen. Oguz hofft, dass das Interview keine negativen Folgen für die Türken in Österreich haben wird.
Vorreiter des Dialogs
"Ich unterscheide hier zwischen zwei Ebenen, nämlich der politischen und der sozialen. Wenn zwei Länder politische Probleme haben, sollen sie sich an einen Tisch setzen und diese lösen. Österreich ist ja dafür bekannt, ein Vorreiter des Dialogs zu sein." Auch das soziale Zusammenleben von Österreichern und Türken funktioniere in einigen Bereichen.
Indes liegen der "Wiener Zeitung" Informationen vor, dass Tezcan durch seine jahrzehntelange Tätigkeit für das türkische Außenamt über großen Rückhalt in Ankara verfügt und viele die "mediale Aufregung über ein Interview" nicht verstehen. Tezcan selbst war am Mittwoch zu keinem Interview bereit - man wolle Gras über die Sache wachsen lassen, hieß es. In türkischen Internet-Medien wurde er mit der Aussage zitiert, er habe auf "ungerechte und fehlerhafte" Zustände beim Thema Integration hinweisen wollen. Vom türkischen Außenministerium gab es keine Stellungnahme.