New Yorker Philharmoniker zu Gast in Nordkorea. | Pjöngjang. (dpa) "Das ist ein historisch bedeutender Tag!" Für den Chefdirigenten der New Yorker Philharmoniker, Lorin Maazel, war das Konzert seines Orchesters am Dienstag im kommunistischen Nordkorea von Anfang an von der Hoffnung begleitet, dass es auch zur Verbesserung der Beziehungen beider Länder beitragen kann. Der Auftritt sei eine "Geste des guten Willens und der Freundschaft", sagte der 77-jährige Maestro in Pjöngjang.
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Das Orchester betrieb mit seinem Auftritt Diplomatie mit dem Geigenbogen. Die New Yorker waren die ersten bedeutenden Musiker aus den USA, die in dem weitgehend abgeschotteten ostasiatischen Staat gastierten. Der Orchester-Präsident Zarin Mehta beschrieb die Ensemble-Mitglieder selbst als musikalische Diplomaten. Der Auftritt erinnerte an das Konzert des New Yorker Orchesters im Jahr 1959 in der ehemaligen Sowjetunion und an die sogenannte Pingpong-Diplomatie der 70er Jahre, die den Weg für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Peking ebnete.
Das denkwürdige Konzert im Großen Theater in Pjöngjang war folgerichtig voll von großer Symbolik und politischen Fingerzeigen. Schon die Auswahl der Stück spiegelte die politische Dimension des Ereignisses wider. Darunter befanden sich die Neunte Symphonie "Aus der Neuen Welt" von Antonin Dvorak, die der böhmische Komponist unter dem Eindruck eines USA-Aufenthalts geschrieben hat, und "Ein Amerikaner in Paris" von George Gershwin. Von symbolischer Bedeutung war auch der Auftakt mit den Nationalhymnen beider Länder. Das jubelnde Publikum klatschte lange Beifall, nachdem das in Nordkorea live übertragene Konzert mit dem Volkslied "Arirang" verklungen war.
Die Verantwortlichen des Konzerts sind sich darin einig, dass sie mit ihrem Konzert den Nordkoreanern ein neues Bild der Amerikaner vor Augen geführt haben. "Ich denke, das Ergebnis des Konzerts sollte sein, dass der Anti-Amerikanismus, der die Propaganda dieses Landes in den letzten 50 Jahren bestimmt hat, sich schnell auflöst", sagte Mehta vor dem Auftritt. Besonders in den USA hatte es die Befürchtung gegeben, dass Nordkorea das Ereignis als Propaganda-Coup ausschlachten könnte.
Mit der Einladung an das US-Orchester setzte aber auch Nordkorea ein deutliches Zeichen. In Südkorea wurde die Einladung als wichtiges Element der nordkoreanischen Kulturdiplomatie verstanden. Das Land versucht seit langem, sein Image als Schurkenstaat abzustreifen und die Beziehungen zu den USA ungeachtet der immer wiederkehrenden Anti-Amerika-Propaganda in den Medien zu verbessern.
Die mögliche Auswirkung des Konzerts auf die Beziehungen gelten indes als ungewiss. Washington unterstützte ausdrücklich den Auftritt, spielte dessen Bedeutung jedoch vorher wie nachher herunter. "Der Präsident denkt, letzten Endes ist es ein Konzert", sagte die Sprecherin des Weißen Hause, Dana Perino.
Eric Clapton auf Spuren der Philharmoniker
Nach den New Yorker Philharmonikern könnte auch der britische Popstar Eric Clapton bald in Nordkorea auf der Bühne stehen. "Wir haben ihn für ein Konzert nach Pjöngjang eingeladen", sagte ein Diplomat der nordkoreanischen Botschaft in London.