)
Es gibt Bedenken gegen eine Jahresnote, weil das einzelne Schüler ausnützen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Für die 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler in Österreich läuft jetzt der Unterricht, auch für jene rund 40.000, die am Ende des neuen Schuljahres 2022/23 die Reifeprüfung ablegen werden. Bei der Matura gab es im Mai und Juni bereits eine weitgehende Rückkehr zu jener Normalität nach den Corona-Sonderregelungen 2020 und 2021, die Bildungsminister Martin Polaschek für das laufende Schuljahr generell anstrebt. Wegen der Erfahrungen heuer im Frühsommer und in der Corona-Zeit seit dem Sommersemester 2020 machen sich die Direktoren der allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) und der Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen (BMHS) bei der mündlichen Matura vor allem für zwei Nachjustierungen für die nächste Matura 2023 stark. Bei der mündlichen Matura soll die Einrechnung der Jahresnote nicht dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler dadurch völlig "blank" die Reifeprüfung schaffen. Außerdem drängen die Schulleiter auf die Rückkehr zu externen Maturavorsitzenden.
Was die Anforderungen betrifft, geht es darum, dass die Jahresnote allein dazu führt, dass jemand mit einer guten Note in dem Gegenstand, in dem er zur mündlichen Matura antritt, nicht mehr scheitern kann, auch wenn er gar nichts sagt oder gar nichts weiß. Mit dieser Problematik waren das Bildungsministerium und die Schulleitungen im ersten Corona-Jahr 2020 schon bei den schriftlichen Reifeprüfungen konfrontiert. Weil die Jahresnote einbezogen wurde, haben einzelne Schüler die schriftliche Prüfung dann leer abgegeben, was mit einer Korrektur danach geändert wurde. Dem soll nun auch bei der mündlichen Reifeprüfung ein Riegel vorgeschoben werden. "Da gibt’s halt einzelne, die das ausnützen", bedauert Wolfgang Bodei, der Sprecher der Plattform der BMHS-Direktoren und Direktor an der HTL Hollabrunn im Weinviertel im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Er zieht diesbezüglich an einem Strang mit der österreichweiten Sprecherin der AHS-Direktorinnen und -Direktoren, Isabella Zins, die selbst Direktorin des BORG Mistelbach ist: "Das ist einer Matura wirklich unwürdig." Entsprechende Warnungen und Wünsche, das bei der Matura im kommenden Frühsommer zu ändern, wurden bereits an das Bildungsministerium herangetragen.
Warnung schon an Ex-Minister Faßmann
Im Sinne der Steigerung der Qualität treten die Vertreter der Direktoren an Österreichs Höheren Schulen außerdem dafür ein, zum System externer Maturavorsitzender wie vor der Corona-Phase zurückzukehren. Für die AHS- und BHS-Schulleitervertreter ist nicht einzusehen, dass an dem während der Corona-Zeit verständlichen Modell festgehalten wird, weil bei einem externen Maturavorsitz auch von anderen Schulen gelernt werden kann. "Das ist eine schlechte Entwicklung, der Vergleich fehlt", warnt Bodei. "Das muss uns die Qualität schon wert sein", assistiert Zins. Denn an den Kosten ändere sich bei einer Ausweitung, den Vorsitz bei Reifeprüfungen an einer anderen Schule zumindest im gleichen Bundesland zu übernehmen, nichts – außer den Fahrtkosten.
Schon im September 2020 haben sich die Direktoren-Vertreter in einem Schreiben an den damaligen Bildungsminister Heinz Faßmann, den Vorgänger Polascheks, gewandt und Argumente für den Erhalt der externe Maturavorsitze angeführt, das von Zins und Bodeis Vorgänger, Franz Reithuber von der HTL Steyr unterzeichnet worden ist. Das trage vor allem zu "mehr Objektivität" bei und wirke der "Betriebsblindheit" entgegen, lautete eines der Argumente. Außerdem werde der Stellenwert der Reifeprüfung erhöht, weil externe Vorsitzende den Charakter einer öffentlichen Prüfung unterstreichen würden. Das System mit externem Vorsitz trage schließlich auch zu mehr Vergleichbarkeit zwischen den Schulen bei.
Für Änderungen ist es wegen des rechtlichen Vorlaufs bald an der Zeit. Es muss dafür eine Gesetzesänderung vorgenommen werden, damit müssen die Parlamentarier ihren Sanktus dazu geben, damit es bei der Matura 2023 umgesetzt werden kann.