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Käufer müsste 20 bis 50 Millionen Euro für Fortbetrieb einschießen.
| Schlecker Österreich könnte am Ende ein Fall für den Staatsanwalt werden.
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Ulm/Pucking. Die deutsche Drogeriemarktkette Schlecker, deren Marke u.a. durch belegschaftsfeindliche Handlungen ruiniert wurde, ist Geschichte. Am Freitag wurde die letzte Minichance zur Rettung der restlichen 13.500 Arbeitsplätzen zu Grabe getragen. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz gab die Liquidierung des deutschen Konzerns bekannt. In Kürze wird der Abverkauf der Waren eingeläutet - mit bis zu 50 Prozent Rabatt. Doch das Ende des Drogerie-Diskonters war eigentlich schon besiegelt, als der Plan von Geiwitz scheiterte, mit Haftungen und Bürgschaften von Bund und Ländern Schlecker von finanziellen Belastungen zu befreien.
Vermögenswerte vermindert
Auch für die 3000 Schlecker-Mitarbeiter in den 930 Filialen in Österreich ist der schlimmste Fall eingetreten. Für die Österreich-Tochter, die sich derzeit noch aus dem Cashflow finanziert, wird die Suche nach einem Interessenten ein Wettlauf gegen die Zeit. "Ich glaube nicht, dass ein potenzieller Käufer die hier bestehende Anton Schlecker GmbH übernimmt", sagt ein Schlecker-Insider zur "Wiener Zeitung". "Der kauft wahrscheinlich nur, was er tatsächlich braucht - in Form eines Asset Deals." Nachsatz: "Die Marke ist tot, der Wert von Schlecker Österreich wird sich auf das Warenlager beschränken." Und das dürfte noch um die Hälfte abgewertet werden. Außerdem sind "Schlecker Österreich" vor Kurzem einige Vermögenswerte "abhanden gekommen".
Drei Deals der Kindern
Nicht nur die Liegenschaft des Schlecker-Logistik-Centers im niederösterreichischen Pöchlarn wurde am 29. Februar 2012 von den Schlecker-Kindern Lars und Meike gekauft, sondern auch das Logistikcenter im steirischen Gröbming. Bereits am 17. Jänner 2012 ist die Zentrale von Schlecker Österreich im oberösterreichischen Pucking von den Kindern übernommen worden.
Zur Erinnerung: Ende Jänner 2012 hat Schlecker Deutschland Insolvenz angemeldet. Schlecker Österreich (zwei Gesellschaften) gehört zu den Vermögenswerten der Konzernmutter. Laut Creditreform zählten die Liegenschaften zur Puckinger Schlecker Logistik-Service-Center-GmbH. Ob der deutsche Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz diese Immobilienverkäufe anfechten wird, ist bisher nicht bekannt. Fakt ist: Anton Schlecker ist nach wie vor Alleingeschäftsführer von Schlecker Österreich.
Sollte es tatsächlich zu einem Asset Deal um Schlecker Österreich kommen, wäre die Insolvenz der Anton Schlecker GmbH mit Sitz in Pucking programmiert, sagen Insider. Kommt es zur Insolvenz der Anton Schlecker GmbH, rechnen Branchenkenner in der Folge mit einer Anzeige an die Staatsanwaltschaft Linz. Verdacht: zumindest verbotene Einlagenrückgewähr. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten.
"Das ganze Eigenkapital der Bilanz 2010 ist weg, wenn die Hütte kracht, gibt es ein Strafverfahren", meint ein Insider. Insgesamt geht es - nach allen Abzügen - um rund 150 Millionen Euro. In der Bilanz 2010 stehen dem buchmäßigen Eigenkapital (168 Millionen Euro) "aufgebaute" Forderungen in Höhe von 169 Millionen Euro gegen den deutschen Mutterkonzern gegenüber. So ist es auch kein Wunder, dass noch keine Bilanz 2011 für die Anton Schlecker GmbH vorliegt.
"Wie soll der Bilanzprüfer dem Unternehmen 170 Millionen Euro Eigenkapital testieren, wenn das Geld in Forderungen gegen verbundene Unternehmen steckt und diese eigentlich vielleicht auf 20 Prozent wert zu berichtigen sind", meint ein Experte. Denn die Forderung von Schlecker Österreich gegen die Mutter ist mittlerweile bloß eine Konkursforderung. Dazu kommt, dass zehn Millionen Euro der Stammeinlage der Anton Schlecker GmbH nicht eingezahlt wurden.
Indes hat die deutsche Filiale der Investbank Rothschild ein Mandant von Geiwitz für den Verkauf von Schlecker Österreich. Aber auch heimische Wirtschaftsberater haben Interessenten an der Hand.
"Es ist ein Erfolg, wenn man Schlecker Österreich um einen Euro los wird, aber dafür Rechtssicherheit in Sachen offene Forderungen erhält", sagt ein Wirtschaftsberater zur "Wiener Zeitung". "Ein Investor muss 20 bis 50 Millionen Euro aufbringen, um die Gehälter und den Wareneinkauf sicherzustellen." Und er muss die Schlecker-Läden umgehend umbenennen. Der Berater: "Wir haben einen Interessenten, der hätte dafür eine eingeführte Handelsmarke, aber er hat sich noch nicht für den Kauf entschieden."