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Auch wenn der Handel sein Expansionstempo insgesamt verlangsamt, suchen einige Unternehmen in der Lebensmittel- und Textilbranche weiter eifrig nach neuen Standorten in Österreich. Das geht aus einer Studie des Marktforschers RegioPlan hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
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Rund 400 Handelsunternehmen haben laut der Erhebung die Absicht geäußert, ihr Filialnetz in den nächsten 12 Monaten ausweiten zu wollen. Insgesamt sollen demnach 1.500 neue Standorte eröffnet werden. Das sind jedoch 25% weniger als im vorigen Jahr.
Eine Erklärung für die abklingende Expansionswelle ist, dass gerade filialisierte Unternehmen immer öfter versuchen, schon bestehende Standorte zu erweitern, schreibt RegioPlan.
Wenn neu gebaut wird, sind die Filialen jedoch besser geplant. Dadurch sollen sie sich von früheren Projekten unterscheiden, die aufgrund mangelnder Vorarbeit oft nicht zum gewünschten Erfolg führten.
Zwei Verkaufsschienen sind trotz der insgesamt rückläufigen Bilanz intensiv auf Standortsuche: Zum einen sind dies Firmen exklusiver Hochpreisprodukte mit Labels wie Don Gil, Diesel, der Kindermodeausstatter Jacadi oder Gucci. Zum anderen wollen preisgünstige Diskonter weiter expandieren.
Jeder 3. Standort entfällt auf den Bekleidungshandel
In beiden Bereichen führend ist der Bekleidungshandel, dem nicht nur jeder dritte gesuchte Standort zuzurechnen ist, sondern der auch bei der Anzahl der expandierenden Unternehmen an der Spitze liegt.
Am ausdehnungsfreudigsten ist derzeit der Filialist "Cecil", der derzeit 30 Standorte in Österreich sucht. Aber auch die alteingessenen Modeketten sind laut RegioPlan-Expertin Nina Wimmer hier nicht außer Acht zu lassen. "Firmen wie H&M, New Yorker, Orsay oder Schöps interessieren sich laufend für neue Geschäftslokale."
Wie die Studie festhält, vollzieht sich im heimischen Bekleidungshandel derzeit eine starke Polarisierung: Einerseits gibt es exklusive Monolabel- oder Multilabelstores in guten innerstädtischen Lagen oder großen Einkaufszentren, andererseits etablieren sich Diskonter orientierte Fachmarkttypen in ländlichen Fachmarktzentren oder Nebenlagen.
Branchenleader dominieren im Lebensmittelhandel
Im Lebensmitteleinzelhandel haben nach wie vor die "Großen" das Sagen. Der Löwenanteil der neu geplanten Standorte entfällt auf die Branchenriesen wie die Spar-Gruppe, Billa, Hofer, Lidl und Zielpunkt. Markanteste Entwicklung ist der Trend zu großflächigen Supermärkten. Kleine Filialen unter 250 Quadratmeter Verkaufsfläche gehören im Lebensmittelhandel zu den Auslaufmodellen.
Die größte Erweiterung plant der Diskonter Hofer, der laut Studie gleich nach 25 neuen Standorten Ausschau hält. Neben dem Aldi-Ableger will mit "Norma" ein weiterer deutscher Lebensmitteldiskonter mit ähnlichem Konzept groß ins Österreich-Geschäft einsteigen: Zu den erst drei Filialen in Reutte, Ried im Innkreis und Mattighofen sollen in nächster Zeit 25 neue Filialen des deutschen Diskonters hinzu kommen.
Noch nicht genug hat auch die Gastronomiebranche, die allein nach 50 neuen Standorten Ausschau hält. Den größten Brocken machen hier vor allem die Fast-Food-Ketten wie McDonald´s oder Burger King aus. Gut eingelebt in Österreich hat sich auch die filialisierte Kaffee-Kette Starbucks, die eine starke Erweiterung ihres Filialnetzes anstrebt.
Deutlich zurückgeschraubt wurden die Expansionsabsichten dagegen bei den lange Zeit aus dem Boden sprießenden Baumärkten genauso wie bei Drogeriemärkten und im Schuhhandel.
Heiß begehrt sind im Handel unabhängig von der Branche Geschäftslokale in Innenstadtlagen oder in Einkaufzentren, die dank ihrer Passantenfrequenz das nötige Umsatzpotential haben. Trotz der vielleicht vorhandenen Frequenz nicht mehr so gefragt sind dagegen Shop-in-ShopSysteme wie früher Gerngroß oder Steffl, die in den Überlegungen der Unternehmen nur mehr eine untergeordnete Rolle spielen. Nur 5% der befragten Unternehmen planen Eröffnungen diesen Standorttyps.