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"Diskret" ist das neue "Derb"

Von Christina Böck

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Einer geht noch: Hoffentlich ist Prinz Harry nicht so anfällig für Blasenentzündung wie Prinz Philipp. Und jetzt ist Schluss mit den Scherzen über die Nacktfotos von Prinz Harry. Auch wenn‘s schwer fällt. Letzteres werden sich auch die britischen Medien gedacht haben: Die kamen nämlich am Donnerstag dem Ersuchen des Königspalasts nach, die kompromittierenden Fotos nicht zu veröffentlichen. Auch waren die Schlagzeilen weniger skandalisierend als amüsiert. Ein erstaunlicher Akt der Zurückhaltung für die nicht gerade zimperliche Medienlandschaft der Insel.

Das könnte daran liegen, dass man in diesem Jahr des Feierns seine Royals ganz besonders ins Herz geschlossen hat. Es könnte aber auch knallhart daran liegen, dass sich die britische Boulevardpresse seit dem Abhörskandal überhaupt ein bisschen mehr zurückhält. Der Chefredakteur der "Sun" und der Herausgeber der "Daily Mail" hatten schon die Angst geäußert, dass so viel Diskretion für die Yellow Press "existenzgefährdend" sein könnte. Möglicherweise zeigt sich gerade durch die Offenherzigkeit des Queen-Enkels, dass man auch mit dem berühmten "Weniger ist mehr" noch genug Auflage erzielt. Überhaupt in Zeiten, in denen jeder, der das will, diese Fotos schon längst im Internet anklicken kann. Der Prinz steigt ganz gut aus, man ergeht sich lieber in Vorwürfen an seine Security. Denn heimtückischerweise haben die nicht dauernd die schützende Hand am Gürtel des Prinzen. So oder so: Der britische Boulevard in der Krise kann sich freuen, dass der gute alte Partyprinz noch nicht ganz zum offiziösen Grüßaugust verkommen ist.