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Die britische BBC verblüfft diese Woche mit einer unrunden Analyse. Thema sind Deutschlands diskrete Superreiche. Es sei nachgerade erstaunlich, dass über den kürzlich verstorbenen Karl Albrecht so wenig bekannt ist, heißt es in dem Online-Artikel. Der Gründer der Supermarktkette Aldi hätte seine Privatsphäre so stark abgeschirmt, dass lauter böse Legenden seine Person umranken. Etwa soll der Mann so knausrig gewesen sein, dass er das Lösegeld für seinen 1971 gekidnappten Bruder von der Steuer absetzen wollte. Ganz anders als Stifter Bill Gates, der die Welt für gute Zwecke bereise und Pressekonferenzen abhalte, heißt es.
Auch Susanne Klatten, Tochter von Herbert Quandt, der BMW zur Luxusmarke machte, bekommt ihr Fett ab. Sie hätte ihrem Ehemann ihre wahre Identität so lange verheimlicht, bis ihr die Beziehung ernsthaft erschien. Das sei doch lächerlich, so der Unterton: Man könne sich glatt zur Schlussfolgerung hinreißen lassen, dass die Deutschen aus gutem Grund über ihr Geld schweigen. In keinem anderen Land sei der Reichtum nämlich so ungleich verteilt. So alarmierend dies ist, so schwer fällt es, zu glauben, dass eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich einzig ein deutsches Phänomen ist. Laut OECD sind in den vergangenen 30 Jahren in allen westlichen Industriestaaten die Reichsten noch vermögender geworden, besonders in angelsächsischen Ländern. Mit diskret gepflegten Marotten hat das nichts zu tun. Sondern mit Ungerechtigkeit. Außerdem wird niemand ernsthaft behaupten, dass alle medial präsenten Superreichen sich ausschließlich für gute Zwecke ins Rampenlicht stellen.