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Diskreter Advokat der eigenen Stärken

Von Walter Hämmerle

Politik

Werner Faymann neuer starker Mann der SPÖ. | Wien. Persönlich hat er nie nach vorne gedrängt. Es waren immer andere, die den Namen Werner Faymanns im Mund führten, wenn es um personelle Weichenstellungen in der Partei ging. Der neue geschäftsführende Parteivorsitzende der SPÖ ist ein diskreter Advokat der eigenen Stärken.


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"Er wirkt nur so gemütlich. Er ist außerordentlich effizient in der Durchsetzung seiner Interessen." Dieses ambivalente Kompliment stammt aus dem Munde des Wiener Bürgermeisters. Und Michael Häupl muss es wissen. Schließlich interpretierten nicht wenige die Beförderung Faymanns vom Wiener Wohnbaustadtrat zum Infrastruktur- und Verkehrsminister im Jänner 2007 als Wiener Flurbereinigung. Die Ambitionen des smarten Politprofis auf die Nachfolge Häupls waren zu offensichtlich - und sie waren all jenen ein Dorn im Auge, die andere Pläne mit Häupls Erbe hatten. Zu diesen soll übrigens auch der Bürgermeister selbst zählen.

Seit Montag jedenfalls steht fest, dass das Amt des Wiener Bürgermeisters nicht mehr Faymanns höchstes Ziel ist. Allen momentanen Loyalitätsbeteuerungen zum Trotz gibt es für einen Bundesvorsitzenden der SPÖ, der politisch voll im Saft steht, nur ein Ziel: Bundeskanzler. Dies umso mehr, als Faymann sowohl Infrastruktur- und Verkehrsminister als auch SPÖ-Koordinator in der Regierung bleibt.

Bei Faymann gibt es diesbezüglich keine Zweifel: In seiner Karriere gab es beim 48-jährigen Wiener nur eine Richtung. Und die zeigte steil nach oben. Der brillante Netzwerker war von 1981 bis 1987 Chef der Sozialistischen Jugend Wien. Im zarten Alter von 25 Jahren zog Faymann erstmals in den Wiener Gemeinderat ein, mit 28 übernahm er als Geschäftsführer und Vorsitzender die mächtige Wiener Mietervereinigung.

Der erste Höhepunkt in der noch jungen Karriere erfolgte 1994 mit der Beförderung zum Wohnbaustadtrat. Die folgenden 13 Jahre in dieser Funktion nützte Faymann zum Aufbau eines exzellenten Medien-Netzwerks: Seine Beziehungen zum Clan von "Krone"-Herausgeber Hans Dichand sind legendär, sein ehemaliger Pressesprecher Wolfgang Jansky ist Geschäftsführer der Gratis-Postille "Heute" von Dichand-Schwiegertochter Eva - und Lebensgefährte von Wieder-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures. Faymann selbst ist mit der Wiener SPÖ-Gemeinderätin Martina Ludwig verheiratet und hat zwei Kinder.

Politisch hat es sich Faymann zum Ziel gesetzt, das politische Profil der SPÖ zu schärfen. Sein eigenes blieb bisher allerdings merkwürdig verschwommen. Er gilt als konsensorientierter Pragmatiker mit guten Wirtschaftskontakten, aber ohne große ideologische Erdung. Für seine neue Rolle muss er jedoch Ecken und Kanten zeigen.