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Ditech hält Einzug bei Thalia

Von Stefan Meisterle

Wirtschaft
Computerartikel zwischen Büchern und Haushaltswaren - das erwartet die Besucher des Thalia-Flagshipstores in der Wiener Mariahilfer Straße.
© Peter Hautzinger

20. Standort soll dabei helfen, weibliche Kundschaft zu erschließen.
| Buchhandelskette setzt auf sich ergänzendes Angebot.


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Wien. Passen Bücher und Computerartikel zusammen? Die Antwort darauf will der Wiener Computeranbieter Ditech finden: Mit der Eröffnung einer Filiale im Untergeschoß des Flagshipstores der Buchhandelskette Thalia hat man in der Wiener Mariahilfer Straße Neuland betreten. Funktionieren soll das Shop-in-Shop-Prinzip, weil sich die Handelsketten nach Ansicht der beiden Unternehmen gut ergänzen.

"Das Einzugsgebiet Mariahilfer Straße ist sehr wichtig für uns, wir hatten hier noch einen weißen Fleck", erläutert Ditech-Geschäftsführer Damian Izdebski im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Besonders interessant ist der inzwischen 20. Standort des Unternehmens auch aufgrund der Kundenstruktur: Der Frauenanteil der Konsumenten bei Thalia liegt bei 65-70 Prozent – wir haben 17 Prozent", so Izdebski.

"Wir wissen, dass die Zukunft unseres Unternehmens von den Frauen abhängt", so Izdebski weiter, "Wir möchten aber nicht den Fehler machen, den Mediamarkt mit der Womens World gemacht hat." Die Idee, in der Elektronikabteilung einen gesonderten Bereich nur für Warengruppen zu reservieren, die für Frauen ansprechend wären, sieht Co-Geschäftsführerin Alexandra Izdebska als "Beleidigung, weil man so davon ausgeht, dass man sich als Frau nicht auskennt". In der neuen Ditech-Filiale will man daher ander Wege beschreiten. Da Frauen die gleichen Produkte wie Männer nutzen würden, gehe es eher um die Art der Präsentation im Shop, die man nach Aussage von Izdebska "bunter", und damit ansprechender gestaltet habe. <!-- [if gte mso 9]><![endif] --> <!-- [if gte mso 9]><![endif] --> <!-- [if gte mso 9]><![endif] --> "Vom 'Touch and Feel' her ist das hier schon ein bisschen anders", weiß Izdebski.

Wirtschaft statt Imagepolitur
Grundsätzlich sieht Ditech die Eröffnung der neuen Filiale dennoch nicht als Image-Aktion. "Dieser Standort muss für sich selbst wirtschaftlich funktionieren", sagt der Geschäftsführer, sorgen sollen dafür sechs Mitarbeiter.  Wie der Computeranbieter wirtschaftliches Funktionieren definiert, offenbart ein Blick auf die Geschäftszahlen. Am Ende des Halbjahres rechnet man im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem Umsatzplus von 23,8 Prozent auf 52 Millionen Euro. Verantwortlich dafür wären neben Smartphones auch Notebooks und Tablets. Auch die Sparte PC will Izdebski keineswegs kleinreden. "Desktop-PCs kommen vielleicht ein bisschen aus den Schlagzeilen, sie verlieren aber nicht: Die Stückzahlen sind auch bei uns gewachsen", berichtet der Geschäftsführer, der lediglich beim Verkauf von  PC-Komponenten in den nächsten Jahren Rückgänge erwartet.

Ingesamt will sich Ditech nach dem rasanten Expansionskurs der vergangenen Jahre zunächst konsolidieren. Ein Schritt in die Slowakei im zweiten Halbjahr 2012 sei zwar eine "Idee", aber keineswegs konkret. Vielmehr gehe es zunächst einmal um die Optimierung der Logistik, um mit dem weit verzweigten Filialnetz Schritt halten zu können. Das wird zwar vermutlich auch die Mitarbeiterzahl wachsen lassen, aber nur geringfügig. "Wir haben ein Umsatzplus von fast 30 Prozent - so schnell wird der Mitarbeiterstand jedenfalls nicht wachsen", meint Izdebski.

Dass der Wachstumskurs das Unternehmen überfordert habe, glaubt Izdebski nicht. Die Eigenkapitalquote liege bei etwa 17 Prozent, auch wenn man bei dem Wachstum auf Fremdkapital angewiesen ist, sei dieses erschwinglich. "Man kann sich auf die Banken verlassen", betont der Geschäftsführer.

Angebot für den Kunden
Die Buchhandelskette Thalia will mithilfe der ungewöhnlichen Partnerschaft mit dem Computerunternehmen übrigens in erster Linie das Angebot für den Kunden ausbauen. "Durch Ditech sehen wir den Vorteil, unseren Kunden den Zugang zu einem hochwertigen Computersortiment zu bieten. Wir bieten das entsprechende Drumherum, etwa computerspezifische Literatur. So schlagen wir die Brücke zwischen analoger Bücherwelt und digitaler Computerwelt", so Josef Pretzl, Geschäftsführer von Thalia Österreich. Dass man in Ditech vor allem einen zahlenden Mieter hat, spiele keine große Rolle. "Thalia Österreich hat eine gute Ertragssituation und eine komfortable Marktposition", lässt man die "Wiener Zeitung" wissen.

Die Kunden zeigten bei der Filialeröffnung jedenfalls keine Berührungsängste. Ein regelmäßiger Besucher des Bücherhauses gestand gar: "Ich bin heute zum ersten Mal im Untergeschoß". Auf die Frage, ob Bücher und Computer denn nun überhaupt zusammenpassen, war der Tenor einhellig: "Warum nicht?"