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Divide et impera

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Eigentlich gibt es in diesem Fall keine Sieger, nur Verlierer, und trotzdem atmen jetzt alle auf: zuallererst natürlich Bernie Ecclestone. Zwar hat er niemanden restlos von seiner Unschuld überzeugen können, was ja angeblich sein Ziel war, doch er kann weiter an der Macht der Formel 1 bleiben - und damit die Geldauflage trotz der exorbitanten Höhe wohl problemlos stemmen. Dann die Staatsanwaltschaft, die sich vorwerfen lassen muss, vor Ecclestone in die Knie gegangen zu sein, sich aber immerhin einen Freispruch im Zweifel erspart hat. Der größte Verlierer ist freilich die deutsche Justiz an sich, die sich aufgrund des schwammig formulierten Paragrafen 153a, der die Einstellung gegen die 100-Millionen-Dollar-Zahlung überhaupt erst ermöglicht hat, angreifbar gemacht hat. Und die Formel 1? Sie ist ihren autokratischen Herrscher wieder nicht losgeworden, doch das wollte sie offenkundig gar nicht. Dass nicht schon nach Bekanntwerden der Vorwürfe, die eigentlich jedem an ihr beteiligten Unternehmen aufgrund der strengen Compliance-Richtlinien die Grausbirn hätte aufsteigen lassen müssen, ein Aufschrei durch das Motorengedröhn ging, dass auch jetzt demonstrative Erleichterung herrscht, hat einen Grund: Bernie Ecclestone ist die Formel 1, er hat sie zu dem gemacht, was sie ist, und sich selbst aufgrund seiner Netzwerke unverzichtbar. Noch immer regieren die Mächtigen im Sport unter dem Motto "Divide et impera", das sieht man nicht nur bei Ecclestone, sondern auch bei ähnlich gestrickten Autokraten à la Sepp Blatter, dem ebenfalls nicht über jeden Zweifel erhabenen Sonnenkönig des Fußballs. Insofern ist der deutschen Justiz schon mit der Anklage ein Teilerfolg gelungen. Mehr geht - offenbar - derzeit nicht. Ein ernüchternder Befund.