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Djukanovic gibt in Montenegro Macht ab - aber er verliert sie nicht ganz

Von Zarko Radulovic

Analysen

Der sonst so souveräne Mann war sichtlich gerührt. Mit ungewohnt zittriger Stimme verkündete Milo Djukanovic nach fast zwei Jahrzehnten an der Spitze Montenegros seinen Rückzug als Regierungschef. Seit 1991 war er fünfmal Premier und einmal Präsident des kleinen südeuropäischen Landes. Die Zeit sei reif, er wolle die Führung an Jüngere übergeben, erklärte der erst 48-Jährige. Seine Sympathisanten, die in Djukanovic einen "Übervater der Nation" sehen, zollen ihm Respekt. Opposition und Kritiker wittern freilich andere Motive.


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Djukanovic, der bereits als 29-Jähriger zum Premier gewählt wurde, spricht von einer "Erfolgsstory": Aus der großen jugoslawischen Tragödie in den 1990er Jahren habe er sein Land, das heute vor dem EU- und Nato-Beitritt stehe, in die Unabhängigkeit geführt. Jetzt fange jedoch ein "neuer mehrjähriger Zyklus" an, in dem viel Kraft benötigt werde. Er selbst will sich "ruhigeren Geschäften" in der Privatwirtschaft widmen.

Die Opposition wirft "Britva" (Rasiermesser), wie Djukanovic wegen seines resoluten Auftretens genannt wird, seit Jahren Korruption und Freunderlwirtschaft vor. Jetzt habe er nur auf Druck der internationalen Gemeinschaft den Posten räumen müssen. Tatsächlich fordert Brüssel von dem neuen EU-Beitrittskandidaten konkrete Resultate im Kampf gegen Kriminalität und Korruption. Man könnte schlussfolgern, dass Djukanovic nicht an der Macht sein wolle, wenn Freunde von ihm in Bedrängnis geraten, schreibt die Zeitung "Vijesti". Es sei kein Geheimnis, dass er mit kontroversiellen Personen Bekanntschaften pflege. Und Djukanovic sei bekannt dafür, dass ihm das "Gesetz der Freundschaft" wichtiger sei als das Gesetz selbst.

Der großwüchsige Montenegriner bestreitet dies vehement, spricht von "hasserfüllten" Medien. "Ich habe ein vollkommen ruhiges Gewissen und überhaupt keine Angst vor juristischen Schritten in meinem Land oder sonst irgendwo." Weder Druck von außen noch von innen habe seine Entscheidung beeinflusst.

Djukanovic wird insbesondere der Vorwurf des Zigarettenschmuggels gemacht. In Podgorica hagelte es bereits Strafanzeigen gegen ihn. Sogar die italienische Justiz ermittelte mehrere Jahre. An Djukanovic prallte alles ab. Während einige seiner politischen Kontrahenten aus dem Leben geschieden sind oder sich vor der Justiz verantworten müssen, beginnt er erst mit seinem "zweiten Leben".

Niemand kann definitiv sagen, ob er für immer die große politische Bühne verlassen hat. Etwas müde wird der rastlose Mann, der gern nächtens Basketball spielt und angeblich mit vier Stunden Schlaf auskommt, schon sein. Aber ganz gibt er die Zügel natürlich nicht aus der Hand. Djukanovic, der nie eine Wahl verloren hat, bleibt Chef seiner regierenden DPS. Und zumindest aus dem Hintergrund wird er weiter die politischen Fäden ziehen.