Milo Djukanovic, der langjährige "starke Mann" Montenegros, gibt das Amt des Regierungschefs auf. Vergangene Woche wurde das Land zum EU-Beitrittskandidaten.
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1991 wurde der damals 29-jährige Djukanovic zum ersten Mal Regierungschef. Seitdem war er fast ununterbrochen - fünfmal als Ministerpräsident und einmal als Staatspräsident - an der Macht. Sein aktuelles Mandat würde regulär 2013 auslaufen.
Schon vor vier Jahren zog sich Djukanovic, der als Anhänger des serbischen Kommunistenchefs Slobodan Milosevic in den späten 1980er Jahren in die Politik gekommen war, vorübergehend aus der Tagespolitik zurück. Er setzte diesen Schritt im Oktober 2006, nachdem er sein Land nach einem Referendum erfolgreich in die Unabhängigkeit geführt hatte. Gut eineinhalb Jahre später kehrte er jedoch anstelle seines erkrankten Parteifreundes Zeljko Sturanovic an die Regierungsspitze zurück.
Von Milosevic hatte sich Djukanovic bereits im Laufe der mehrwöchigen Proteste von Regimegegnern in Belgrad im Winter 1996/97 endgültig getrennt. Um sich dem Einfluss des Belgrader Regimes zu entziehen, führte Djukanovic zuerst die Deutsche Mark als Zahlungsmittel in seiner Teilrepublik ein, um sie später gegen den Euro auszutauschen. Sein kleines Land stellte unter Milosevic jahrelang eine sichere Oase für serbische Oppositionsführer, darunter auch den späteren Premier Zoran Djindjic, dar. Nach dem Sturz des Milosevic-Regimes zeigte sich Djukanovic sehr zur Enttäuschung der neuen serbischen Machthaber aber nicht mehr dazu bereit, einen funktionsfähigen gemeinsamen Staat aufzubauen. Die Trennung verlief ruhig, wenn auch nicht ganz nach dem Geschmack des damaligen nationalkonservativen serbischen Premiers Vojislav Kostunica.
Djukanovic hatte Anfang des Jahres selbst angekündigt, dass er vor Ablauf seiner Amtszeit zurücktreten werde, ohne jedoch einen Zeitpunkt zu nennen. Die montenegrinische Opposition brachte den angekündigten Rücktritt wiederholt mit der Unzufriedenheit der EU mit dem Kampf gegen Korruption und Organisierte Kriminalität in Montenegro in Verbindung. In Podgorica hieß es dazu immer wieder, dass Djukanovic nicht gegen engste Vertraute vorgehen wolle, die womöglich in kriminelle Aktivitäten verwickelt sein könnten.
Der zuletzt im November veröffentlichten alljährlichen Meinungsumfrage von Gallup Balkan Monitor zufolge ist Djukanovic mit seiner fast 50-prozentigen Unterstützung in der Bevölkerung gemeinsam mit dem kosovarischen Premier Hashim Thaci der beliebteste Regierungschef in der Region. In einer anderen Umfrage fiel er jedoch vergangene Woche auf der Popularitätsskala in Montenegro zum ersten Mal auf den zweiten Platz hinter Präsident Filip Vujanovic zurück. Meinungsforscher brachten die Umfrageergebnisse allerdings mit dem erwarteten Rücktritt des Premiers in Verbindung. (APA)