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Döblings Tunnelblick

Von Bernd Vasari

Politik

Bezirksvorsteher Tiller will Tunnel gegen steigenden Durchzugsverkehr. Planungsstadträtin Vassilakou schweigt dazu.


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Wien. Neustift am Walde im Bezirk Döbling stand jahrzehntelang für üppiges Grün am Rande des Wienerwaldes, Schunkeln im Heurigen und Wandern zwischen Weinreben. In den vergangenen Jahren legte sich allerdings ein Schatten auf das operettenhafte Ambiente des Viertels.

Der Schatten, das sind 16.500 Pkw, die täglich durch die engen Gassen rollen. Anrainer nennen die Situation mittlerweile Verkehrshölle. Die ersten Bürgerinitiativen begannen Unterschriften zu sammeln und sich zu organisieren. Anscheinend erfolgreich. Knapp drei Wochen vor der Wien-Wahl kommt auch Bezirksvorsteher Adolf Tiller (ÖVP) nicht mehr an dem Thema vorbei.

40 Millionen Euro Kosten

Er sieht ein, dass die Bevölkerung sehr unter dem Durchzugsverkehr leide, sagt er der "Wiener Zeitung". Um das Problem zu lösen, schlägt Tiller nun den Bau eines zweispurigen Tunnels von der Krottenbachstraße 35 durch den Schaf- und Michaelerberg im 18. Bezirk bis zur Marswiese im 17. Bezirk vor. Kostenpunkt: 40 Millionen Euro. "Wenn der Schwedenplatz untertunnelt und die Donau durch den Lobautunnel untergraben werden soll, dann ist es gerechtfertigt, für 20.000 Bewohner in diesem Bezirksteil eine wesentliche Lärmminderung und Umweltverbesserung zu verlangen", sagt Tiller.

Der zuständigen Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) schlägt er darüber hinaus einen Deal vor: Wenn Döbling den Tunnel bekommt, würde er dem Vassilakou-Vorschlag einer Begegnungszone in Neustift am Walde zustimmen.

Unterstützt wird der Vorschlag Tillers von ÖVP-Parteifreund Karl Homole, der dem Bezirk Währing vorsteht: "Es gibt nichts dagegen zu sagen. Man müsste nur jemanden finden, der es finanziert."

Nadelöhr Hernals

Der dritte Bezirk, durch den der Tunnel führen soll, ist Hernals. Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer (SPÖ) hört allerdings zum ersten Mal von dem Projekt. Sie ist skeptisch: "Der Tunnel wäre für Autofahrer noch attraktiver und würde daher noch mehr Verkehr anziehen. Dann hätte auch Hernals ein Verkehrsproblem", erklärt Pfeffer. Noch dazu sei der vorgeschlagene Ort des Tunnelausgangs bei der Marswiese schon jetzt ein Nadelöhr für den Verkehr.

Im Büro von Maria Vassilakou möchte man auf die Pläne des Döblinger Bezirksvorsteher nicht eingehen. Nur so viel: "Es kann sich nur um den massiven Ausbruch eines Wahlkampfvirus handeln."

Tiller wird den Antrag zum Tunnelbau auf jeden Fall am Donnerstag der Bezirksvertretung zur Beschlussfassung vorlegen.