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Bei 129,40 Euro pro Aktie bleibt es. | Angemessenheit wird Gerichtssache. | Wien. Mit Spannung war es erwartet worden, das allerletzte Aktionärstreffen der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) vor dem Rückzug von der Börse. Überraschendes hat die Hauptversammlung des Jahres allerdings nicht zu Tage gefördert: Wie zu erwarten war, bessert die italienische Großbank UniCredit, die Mutter der BA-CA, die Barabfindung, mit der sie den noch verbliebenen Mini-Streubesitz ihrer Wien-Tochter nun auskauft, nicht nach.
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Alessandro Profumo, UniCredit-Boss und BA-CA-Aufsichtsratschef, zeigte sich vor rund 400 Streubesitzaktionären, von denen prominente Vertreter - etwa die Hedge-Fonds Polygon und Skagen oder der Kleinanlegerschützer Wilhelm Rasinger - schon im Vorfeld der Aktionärsversammlung einen wesentlich höheren Abfindungspreis verlangt hatten, zu keinem Kompromiss bereit. Profumo, der das Offert als angemessen verteidigte und dabei auf ein ex ternes Bewertungsgutachten verwies, zahlt wie angekündigt 129,40 Euro pro Aktie und keinen Cent mehr. Zu diesem Preis sind die restlichen rund 7,4 Millionen BA-CA-Aktien, die einem Anteil von 3,65 Prozent entsprechen und noch nicht im Besitz der UniCredit sind, in Summe mit 950 Mio. Euro bewertet.
An der Börse notiert die Bank-Austria-Aktie mit rund 141 Euro um neun Prozent über dem Abfindungspreis.
Verbaler Schlagabtausch
Gleich zu Beginn der Hauptversammlung kündigte Profumo an, nicht mehr zahlen zu wollen, und zerstreute damit die Hoffnungen auf eine höhere Barabfindung. BA-CA-General Erich Hampel assistierte seinem Chef, indem er die Kleinaktionäre vor Anfechtungen des gebotenen Preises warnte. Solche Verfahren würden mindestens drei Jahre dauern. Sollte eine Anfechtung "wider Erwarten" Erfolg haben, so Hampel, würde der Gesellschafterausschluss nicht wirksam. "Daher würde in diesem Fall auch keiner der Aktionäre eine Barabfindung erhalten."
Indes machten die Kleinaktionäre der Bank Austria in zahlreichen Wortmeldungen ihrem Ärger über das aus ihrer Sicht viel zu niedrige Angebot Luft. Die zum Teil hitzig geführten Debatten zogen sich am Donnerstag stundenlang bis in den späten Nachmittag hin (bei Redaktionsschluss waren sie noch immer im Gang).
Von einem "katastrophalen Preis", einem "Gefälligkeitsgutachten zur Preisfindung" und einem "Enteignungsprozess" war dabei unter anderem die Rede. Profumo und Hampel waren regelrecht einem Trommelfeuer an Kritik und Vorwürfen ausgesetzt, das sie aber nach der Devise "Stahlhelm auf und durch" stoisch über sich ergehen ließen.
"Die Hunde bellen, und die Karawane zieht weiter", sagte Wilhelm Rasinger - er ist Chef des Interessenverbandes für Anleger - am Rande der Hauptversammlung zur "Wiener Zeitung". "Was wir hier gesehen haben, war die Machtdemonstration eines ausländischen Großaktionärs." Für ihn ist der Preis "inakzeptabel und unfair". Er will nun in ein gerichtliches Überprüfungsverfahren gehen, bei dem - anders als bei einer Anfechtungsklage - kein Kostenrisiko besteht.
Anfechtungsklagen?
Von dem britischen Fonds Polygon, der schon bei etlichen Squeeze-outs (Herausdrängen der Streubesitzaktionäre) das Maximum beim Preis herausgeholt hat, und anderen unzufriedenen institutionellen Anlegern sind hingegen sehr wohl Anfechtungsklagen zu erwarten. Polygon etwa hält mehr als 171 Euro je BA-CA-Aktie für angemessen. Andere wieder fordern gar bis zu 200 Euro.
Am Rande der Hauptversammlung - sie fand übrigens in einem überfüllten Raum der Wiener Stadthalle statt - setzte es von Seiten der institutionellen Investoren harte Bandagen für die Bank-Verantwortlichen: Ein Untreueverdacht wurde dabei in den Raum gestellt, was von der BA-CA prompt zurückgewiesen wurde. Im Zuge der Wortmeldungen in der Hauptversammlung seien Dinge ans Tageslicht gekommen, die hart an der Grenze des Strafrechts lägen, hieß es aus dem Umfeld von Polygon. Geäußert wurde der schwer wiegende Verdacht auf systematische Fehlbewertungen von Vermögen (wie etwa Immobilien-Vermögen oder Vermögen, das in Stiftungen geparkt wird).
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