Zum Hauptinhalt springen

Doch noch ein gutes Ende

Von Bernhard Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Er war einer der wuchtigsten und erfolgreichsten Autoren für Jugendliteratur: Michael Ende, Schöpfer von Klassikern wie "Momo" und "Die unendliche Geschichte", war schon zu Lebzeiten eine Legende - mit 30 Millionen verkauften Büchern in 40 Sprachen. Ende starb bereits 1995, viel zu früh, an einem Krebsleiden. Er hinterließ einen reichen Nachlass, der vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar verwaltet wird. Nun erscheint ein neues Buch, das im Nachlass nur als Fragment erhalten war. Wie das geht? "Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe" wurde vom Kinderbuchautor Wieland Freund zu einer fertigen Geschichte entwickelt und erscheint am 15. Jänner. Nun kann man durchaus zwiespältiger Meinung über diesen Vorgang sein. Immerhin ist es unmöglich zu wissen, was Ende mit dem Fragment vorhatte. Dass das fertige Buch niemals ein richtiges Werk von Michael Ende sein wird, ist logisch. Es wird zu sehen sein, wie dezent der Verlag dieses Faktum in der Werbelinie des - ohne Zweifel - großen Auftritts erwähnen wird.

Prinzipiell spricht nichts dagegen, Texte zu bearbeiten, zu ergänzen, neu zu edieren, solange man nicht versucht, ihnen eine Authentizität anzudichten, die sie nicht haben können. Es ist ein neues Werk, das dabei entsteht, was freilich nicht heißt, dass es deswegen gut oder schlecht ist. Es ist, was es ist. Freuen wir uns daher, dass "Ritter Rodrigo Raubein" doch noch zum Leben erwacht ist. Auch wenn jetzt ein anderer seine Fäden zieht.