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Dollars, Politik und Ölgeschäfte

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Washington - Mit George W. Bush zieht am 20. Jänner erstmals seit 1824 wieder ein Mann ins Weiße Haus ein, dessen Vater schon dort residiert hat. John Quincy Adams, der sechste US-Präsident, der wie Bush junior 1824 nicht die Mehrheit der Stimmen erreicht hatte und erst durch den Kongress gewählt worden war, musste allerdings 24 Jahre auf die Nachfolge seines Vaters, des zweiten US-Präsidenten John Adams warten. George W. brauchte nur acht Jahre, um Nachfolger Bill Clintons zu werden, der seinen Vater aus dem Weißen Haus verdrängt hatte.


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Über seine Mutter Barbara, geborene Pierce ist Bush auch mit dem 14. US-Präsidenten Franklin Pierce (1853-57) verwandt.

Die Bushs werden als politische Dynastie auch oft mit den Kennedys verglichen. Die Familie war nie von deren Glamour umgeben, hatte aber auch nie die Skandale und Tragödien dieser demokratischen Dynastie zu erleiden.

George W. Bushs Großvater John Prescott Bush war von 1953 bis 1963 Senator des Bundesstaates Connecticut. Er schickte seinen Sohn George in den Fünfzigerjahren mit 100.000 Dollar nach Texas, wo dieser ins lukrative Ölgeschäft einstieg. Von Texas wurde George Bush sen. zuerst zum Abgeordneten seiner Partei in Washington gewählt, wurde unter Nixon Vorsitzender der Partei, ein Amt, das Freunde in der Watergate-Zeit mit dem des Kapitäns der Titanic verglichen. Unter Ronald Reagan war er dann acht Jahre Vizepräsident und wurde 1988 zum Präsidenten gewählt. George W. leitete damals seine Wahlkampagne.

Von den Söhnen galt immer Jeb als der begabtere. George W. war das Problemkind, dem Alkoholexzesse und Schlimmeres nachgesagt wurden. Mit einer eigenen Ölgesellschaft ging er baden. Der Herr Papa finanzierte ihm dann eine Baseballmannschaft, die Houston-Rangers, die er mit einem Profit von 100 Millionen Dollar verkaufte, um in die Politik einzusteigen. 1994 gelang ihm - was nicht einmal sein Vater erwartet hatte -, die populäre Gouverneurin von Texas, Anne Richards, zu besiegen. 1998 wurde er als Gouverneur wiedergewählt und auch seinem Bruder Jeb gelang es im zweiten Anlauf, Gouverneur von Florida zu werden. Das hatte es noch nie gegeben, dass zwei Brüder zur gleichen Zeit Gouverneure waren und schon damals wurde George W. Bush als republikanischer Kandidat für die Präsidentschaftswahlen gehandelt und man nannte die Familie Bush die "republikanischen Kennedys".

Nach einigen Hängern bei den Vorwahlen im Frühjahr dieses Jahres wurde George W. beim Parteitag der Republikaner mit Richard Cheney als Vize ins Rennen um die US-Präsidentschaft geschickt, wobei sich in der Endphase des Wahlkampfes ein knappes Kopf-an-Kopf-rennen abzeichnete. Ausgerechnet in Florida, wo Bruder Jeb Gouverneur ist, wurde das Rennen nach fünfwöchigem Streit um die Stimmenauszählung entschieden. Und George W. Bush wird am 20. Jänner als vierter Präsident der US-Geschichte, der nicht die Mehrheit der Wählerstimmen erreicht hat, ins Weiße Haus einziehen.