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Donalds Werk und Gottes Beitrag

Von Klaus Stimeder

Politik

Republican Convention, Tag eins: Donald Trump feiert seine Wiederernennung zum Präsidentschaftskandidat. Seine Fürsprecher erklären die Wahl im November derweil zur Frage über "Freiheit oder Unterdrückung".


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Die Vorzeichen hätten, bei aller Liebe, besser sein können. Nach der Verhaftung seines Ex-Wahlkampfmanagers und nachmaligen "Chefstrategen" Steve Bannon wegen Betrugs und Geldwäsche Ende vergangener Woche erschütterte am Montag, dem ersten Tag der Republican Convention in Charlotte, North Carolina, ein weiterer Skandal das neue konservative Parteiestablishment. Jerry Falwell junior, Präsident der Liberty University in Lynchburg, Virginia, die als Nachwuchsschmiede der Republikaner gilt, wurde von seinem Aufsichtsrat zurückgetreten, nachdem ein Sexskandal bekannt geworden war, der selbst seine hartgesottensten Freunde und Förderer in der Partei von der Notwendigkeit dieses Schritts überzeugte. Sieben Jahre lang soll ein junger Mann namens Giancarlo Granda gegen Entgelt Sex mit Falwell jr.'s Ehefrau Becki gehabt haben, während sich ihr Mann, einer der prominentesten Unterstützer von Präsident Donald Trump im evangelikalen Lager, daran ergötzte. Erst am Tag zuvor hatte Trump eine seiner bisher wichtigsten Beraterinnen verloren.

Nach rund sechs Jahren, in denen Kellyanne Conway unter anderem als seine offizielle Sprecherin agierte – eine Funktion, in der sie Bonmots zeugte, die in den allgemeinen Sprachgebrauch eingingen ("Alternative Facts") – verabschiedete sich die 53-Jährige aus dem Weißen Haus, um sich künftig "ganz ihrer Familie zu widmen". Dem nicht genug, wurde  am Montag bekannt, dass die Staatsanwaltschaft von New York in ihrer Untersuchung von Trumps Finanzen – es besteht Betrugsverdacht, weil der Präsident und seine Söhne in der Vergangenheit den Wert ihrer Besitztümer übertrieben haben sollen, um an billigere Kredite und Steuervorteile zu kommen – jetzt Eric Trump vorladen will. Trumps dritter Sohn, der jüngere aus der zweiten von bisher drei Ehen, führt derzeit die Geschäfte der Trump Organization und soll heute wie seine Halbschwester Tiffany bei der Convention eine Rede halten.

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Trotz dieses geballten Ungemachs und anhaltend schlechter Umfragewerte, laut denen er dem demokratischen Herausforderer Joe Biden in nahezu allen am 3. November für den Sieg wichtigen Bundesstaaten hinterher hinkt, muss sich der Präsident derweil vor einem definitiv nicht fürchten: dass ihm seine Partei die Gefolgschaft aufkündigt. Die Ehre der Republikaner zu ihrem Bannerträger heißt gestern wie heute bedingungslose Treue und bei der bis Donnerstag dauernden Convention zahlt ihr das Trump zurück, indem er an jedem einzelnen Tag mindestens eine Rede halten wird.

Jegliche Kritik an dem 74-jährigen Ex-Reality-TV-Star, der sich selbst "der Auserwählte" nennt und Biden als einen hinstellt, der im Fall seiner Wahl, "Gott weh tun wird" (O-Ton), wird als Propaganda der Demokraten abgetan. Im Anschluss an die Montagnachmittag über die Bühne gegangene, formale Wieder-Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten setzte Trump den Ton für den Rest der Veranstaltung mit der ihm eigenen, üblichen Mischung aus glatten Lügen und im besten Fall fragwürdigen Halbwahrheiten. (Laut "Washington Post" liegt die Zahl seiner unter die Leute gebrachten Unwahrheiten seit seinem Amtsantritt bei über 20.000, rund 16 pro Tag.)

"Schreit nicht vier, sondern zwölf Jahre mehr"

Laut Trump sei die Wahl "die wichtigste in der Geschichte des Landes", weshalb die Demokraten "alles tun würden, um sie zu stehlen". Vonstatten gehen soll das per Brief, weil die Möglichkeit, seine Stimme auf dem Postweg abzugeben – eine Praxis, der sich er selbst, seine Familie und der Großteil seiner Administration wie selbstverständlich bedienen, der aber gleichzeitig seiner Meinung nach "Wahlbetrug in großem Stil" angeblich Tür und Tor öffne. Beweise für diese These gibt es keine, aber mit traditionellen, ehedem sinnstiftenden Merkmalen konservativer Politik wie einem Bekenntnis zu fairen und offenen Wahlen hatte Trump noch nie etwas zu schaffen. Die Angst, dass er sich im Fall einer Niederlage, und sei sie noch so eindeutig, weigern wird, das Feld zu räumen und seine ihm hörigen Anhänger zum Widerstand aufzurufen, ist entsprechend real – mit unabsehbaren Konsequenzen, die, wie am ersten Tag der Convention klar wurde, er wie seine Partei bereit sind, in Kauf zu nehmen. Als seine Fans während seiner Rede den Ruf "Four more years!" anstimmten, forderte sie der Präsident umgehend auf, die Zahl zu ändern: "Wenn ihr sie (die Demokraten) wirklich verrückt machen wollt, schreit nicht vier, sondern zwölf Jahre mehr!" Es gab keinen Delegierten, der nicht begeistert einstimmte.

Begonnen hatte der erste Convention-Tag dabei eher bedächtig. Bevor die alternde Hollywood-Ikone Jon Voight ("Midnight Cowboy", "Coming Home") ihr Intro sprach – eine kleine Überraschung, denn für "abgehobene Filmstars" haben die Republikaner sonst, wie im Anschluss gleich mehrere Redner betonten, angeblich nur Verachtung übrig – hatte Vizepräsident Mike Pence den Amerikanern im Fall der Wiederwahl seines Chefs "mehr Jobs, mehr konservative Richter, mehr Geld für Soldaten und mehr Polizisten" versprochen. Die offizielle Eröffnungsrede überließen die Organisatoren des Republican National Comittee (RNC) Charlie Kirk, dem Präsidenten der vor acht Jahre von ihm gegründeten Organisation "Turning Point USA". Wie fast alle Redner des Abends wurde sein Beitrag aus Washington D.C. zugeschaltet. Wegen der Coronavirus-Gefahr war nur ein Bruchteil der Parteitagsdelegierten nach Charlotte gereist.

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Obwohl er selber so gut wie nie einen Fuß auf einen Campus gesetzt hat, hat es sich der 26-jährige zur Aufgabe gemacht, Schüler und Studenten als Trump-Wähler zu rekrutieren; der einzige Titel, den Kirk sein eigen nennen darf, ist ein Ehrendoktorat der Liberty University, verliehen im vergangenen Jahr von Jerry Falwell jr. persönlich. Seinem Jahreseinkommen im hohen sechsstelligen Bereich ist dieses Faktum ebenso wenig abträglich wie die Tatsache, dass selbst Trumps Haus- und Hofsender Fox News während Kirks unter allzu offensichtlich mangelnder rhetorischer Gewandtheit leidender Rede wegschaltete. Zugeschaltet wurde erst wieder bei seinem Nachredner Matt Gaetz, als Abgeordneter des ersten Wahlbezirks von Florida einer der lautesten Unterstützer des Präsidenten im Repräsentantenhaus.

Der Sohn eines langjährigen konservativen Berufspolitikers aus Florida legte wie gewohnt los: Die Demokraten seien samt und sonders "radikale Sozialisten, die das Land zerstören wollen" und jeder, der sie wähle, würde sich als Konsequenz "in einem Horrorfilm wiederfinden": "Sie laden die Mitglieder der MS-13-Gang ein, eure Nachbarn zu werden." Im Fall eines Biden-Siegs werde Amerika laut Gaetz – wörtlich – "einen Albtraum erleben, in dem Polizisten und Kinder erschossen werden". Nur eine "Armee von Patrioten" unter der Führung Trumps könne dies verhindern.

"Einfache Hausfrau" aus wohlhabenden Verhältnissen

Ein Stück weniger paranoid, aber in der Botschaft nicht minder klar durfte im Anschluss Kim Klacik, Kandidatin für den siebten Wahlbezirk von Maryland im Repräsentantenhaus und eine der wenigen Afroamerikanerinnen in den Reihen der Konservativen, argumentieren. Die Schulabbrecherin, ehemalige Teilnehmerin an Schönheitswettbewerben und Gründerin einer Non-Profit-Organisation namens "Potential Me" beklagte wortreich die Tatsache, dass ihre Heimatstadt Baltimore, die seit Jahrzehnten von den Demokraten regiert werde, von diesen an den Rand des Ruins gebracht worden sei und nur Politiker vom Schlage eines Donald Trump für Besserung sorgen könnten.

In die gleiche Kerbe, quasi auf nationaler Ebene, schlug ihre Nachrednerin. RNC-Vorsitzende Ronna McDaniel präsentierte sich als "echte, einfache Hausfrau aus Michigan", die von Trump für den Job ausgewählt worden sei, "nicht weil ich eine Frau, sondern weil ich die Beste dafür bin." Was Frau McDaniel im Rahmen ihrer selbst für die Maßstäbe der Partei unter Trump ordentlich gewürzten Tirade gegen Biden ("Ihm liegt mehr an China und dem Iran als an Amerika") und seine Demokraten ("Sie wollen eine Gratis-Gesundheitsversorgung für illegale Einwanderer, die Streichung aller Polizeibudgets und Abtreibung, die bis zur Geburt möglich ist") nicht erwähnte, war, dass sie dem Präsidenten einst versprechen musste, nie wieder ihren Mädchennamen zu benutzen. Der lautet: Romney. Die "einfache Hausfrau" aus Michigan kommt nicht nur aus extrem wohlhabenden Verhältnissen, sondern ist auch die Nichte von Mitt Romney, Präsidentschaftskandidat 2012 und nunmehr als Senator von Utah der einzige kleine Stachel im Fleisch der voll und ganz auf Trump gebürsteten Partei.

Was folgte, waren mal mehr, mal weniger bizarre Auftritte von weniger prominenten Trump-Unterstützern, die die Reaktion des Präsidenten auf den Ausbruch des Coronavirus im Land lobten. Eine Krankenschwester aus West Virginia, bedankte sich bei Trump für die Möglichkeit, im Krankheitsfall vermehrt "Telehealth Services" zu frequentieren, sprich sich per Internet mit einem Arzt zu unterhalten. Ein Doktor aus Shreveport, Louisiana, nach eigenen Angaben selber genesener Coronavirus-Patient, beschuldigte in einem Atemzug die Demokraten und die Weltgesundheitsorganisation, "Falschinformationen verbreitet zu haben" und dankte Trump, der "als erster und einziger Führer von Anfang an begriff, um was es geht" und bei der Bekämpfung der Krankheit "Berge versetzt habe".

"Vorbildlicher Umgang" mit "Chinesenvirus"

Im gleichen Tonfall durften im Anschluss eine Runde Krankenschwestern, Postmitarbeiter und der Besitzer einer Spedition Trump für seinen angeblich "vorbildlichen Umgang" mit dem "Chinesenvirus" loben, wie alle Redner des Abends das Coronavirus nannten. So auch der nächste Trump-Statthalter im Kongress, der zum Auftakt der Convention sprechen durfte. Der Abgeordnete Jim Jordan aus Ohio, ehedem Co-Trainer eines bekannten universitären Ringer-Teams, der jahrelang den sexuellen Missbrauch junger Sportler durch einen befreundeten Coach deckte (der Fall ist gerichtsanfällig) – plagten derweil noch ganz andere Ängste: "Die Demokraten wollen euch nicht nur eure Waffen wegnehmen. Sie lassen euch nicht in die Kirche gehen, aber sie lassen den Mob auf den Straßen randalieren. Sie lassen eure Kinder nicht zur Schule gehen, aber Demonstranten lassen sie ungestraft plündern." Der Brandrede des 56-jährigen, dessen Zulassung zum Anwaltsberuf trotz eines entsprechenden Studiums nie erfolgte ("Es stimmt, ich bin nur ein Möchtegern-Jurist"), folgte eine gediegenere des Ex-Football-Stars Herschel Walker, vormals Running Back der Dallas Cowboys und in den Achtzigerjahren in der gleichen Funktion für die damals Trump gehörenden und längst verblichenen New Jersey Generals tätig: "Ich bin im Süden aufgewachsen und habe Rassimus erlebt. Donald Trump ist nicht Rassismus."

In die Vollen ging dann wieder eine bis dahin unbekannte Frau namens Natalie Harp, die nach eigenen Angaben einen Knochenkrebs überlebt hat und unter anderem behaupten durfte, "dass Obamacare unter Trump für manche Leute um 60 Prozent billiger geworden" wäre und dass seine Wahl 2016 für Amerika buchstäblich überlebenswichtig gewesen sei, "weil es im Fall jener von ,Frau Potter' (Hillary Clinton) außer dem Tod keinen Ausweg gegeben hätte."

Nicht ganz so düster argumentierte der ihr folgende Vernon Jones, Abgeordneter im Bundesstaatsparlament von Georgia, dessen nunmehr zwei Jahrzehnte dauernde Geschichte als Lokalpolitiker ebendort von einer ganzen Reihe von Korruptionsaffären gekennzeichnet ist, von denen manche bis heute gerichtsanfällig sind. In seiner Eloge auf Trump gab der Demokrat Jones eine Ahnung davon, wie er es bis heute schafft, nicht im Gefängnis zu landen: Er sei ein "unabhängiger Denker, der die Plantage der Demokratischen Partei verlassen hat, und der Präsident schätzt solche Leute."

Auf Jones folgte der Auftritt von Andrew Pollack, Vater eines der 2018 in der Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida, beim Amoklauf eines Mitschülers ums Leben gekommenen Teenagers. Den Tod seiner Tochter führte Pollack auf das Versagen der Schule zurück, "die alle Warnungen missachtet habe", die es im Vorfeld gegeben habe. O-Ton: "Es waren linke Demokraten, die das Massaker möglich gemacht haben." Weshalb, Pollacks Logik zufolge, "die Sicherheit unserer Kinder von der Wiederwahl von Donald Trump und Mike Pence abhängt." So etwas wie einen kleinen Höhepunkt stellte der anschließende Auftritt von Mark and Patricia McCloskey dar.

Das millionenschwere Ehepaar aus St. Louis, das im Juli zu nationaler Berühmtheit kam, als es halbautomatische Waffen auf friedliche Demonstranten der "Black Lives Matter"-Bewegung richtete, bedankte sich "bei den Patrioten, die uns im Anschluss an den Vorfall tausende Tipps gaben, wie man sie nutzt." Nach ihrer Meinung stünden die Demokraten für "Anarchie und Chaos" und deren Anhänger seien – wörtlich – "marxistisch-liberale Aktivisten", die es als ihre Aufgabe sehen, "Kriminelle vor ehrlichen Bürgern zu schützen. (...) Sie bringen nichts als Zerstörung. Wenn die Demokraten gewählt werden, werden eure Familien nicht mehr sicher sein." Wer glaubt, dass derlei Botschaften nicht mehr getoppt werden können, wurde sofort im Anschluss eines Besseren belehrt.

Die Rede von Kimberly Guilfoyle, Ex-Fox-News-Moderatorin und nunmehr Freundin von Donald Trumps Sohn Donald jr., geriet dermaßen bizarr, dass sie jeder auch nur halbwegs seriösen Beschreibung spottet (siehe Video).

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Nur soviel: Kalifornien sei laut Frau Guilfoyle, die ihre Mutter eine "Einwanderin" nannte – sie stammt aus Puerto Rico, das zu den USA gehört – "das Land der überall herumliegenden Heroinnadeln und der ständigen Stromausfälle" und die Demokraten wollen "die Menschen kontrollieren und sie versklaven".

Um einen Ton seichter gab es Steve Scalise, Fraktionsvorsitzender der Republikanischen Minderheit im Repräsentantenhaus, der die Konservativen als "Partei der Arbeiter" zu verkaufen suchte, "deren Lebensgrundlage unter der Präsidentschaft von Barack Obama und seinem Vize Biden nach China exportiert worden sei."

Bringt sich Nikki Haley als Nachfolgerin in Stellung?

Sean Parnell, Ex-Soldat und republikanischer Kandidat für den erst kürzlich im Rahmen einer außerordentlichen Wahl von den Demokraten gewonnenen 17. Wahlbezirk von Pennsylvania, durfte im Anschluss Trumps vorgebliche "Leadership"-Qualitäten besingen, umrahmt von einem Video, in dem Letzterer eine Auswahl während seiner bisherigen Amtszeit befreiter, bis vor kurzem im Ausland festgehaltener amerikanischer Geiseln präsentierte. Gefolgt wurde die Chose von der Rede eines kubanischen Einwanderers namens Maximo Alvarez, einem aus dem "Swing State" Florida stammenden Geschäftsmann, der Biden auf eine Stufe mit Fidel Castro stellte: Die Demokraten hätten laut ihm, wörtlich, "die kommunistische Giftpille geschluckt." Entsprechend sei die Wahl im November eine "zwischen Freiheit und Unterdrückung". In einem Alvarez' Botschaft verstärkenden Video wurden Bernie Sanders, Alexandria Ocasio-Cortez und Ilhan Omar als "radikale Linke" verunglimpft, die der Mittelklasse "Trillionen neuer Steuern" aufbürden wollen. Erst dann kamen die Headliner des Abends zu Wort.

Nikki Haley, vormals UN-Botschafterin unter Trump (2017-2018) und davor Gouverneurin von South Carolina, redete als einzige des Abends mehr über sich selbst als über die Großartigkeit des Parteiführers; ein auch von ihren Fürsprechern nicht umsonst kritisch beäugtes, weil überdeutliches Signal, dass sie im Fall einer Wahlniederlage für seine Nachfolge mehr als bereit stünde. Laut Haley sei die Behauptung, dass die USA rassistisch seien, "eine glatte Lüge" und sie selbst als Kind von Einwanderern aus Indien der beste Beweis dafür. Darüber hinaus sei Bidens Vision für Amerika eine "sozialistische" und ihre kurzweilige internationale Erfahrung in der UNO, die "voll von Diktatoren, Mördern und Feinden Amerikas" sei ("Dem Iran haben Obama und Biden buchstäblich eine Tonne Geld mit dem Flugzeug geschickt") habe ihr gezeigt, dass eine Wahl Bidens "gut für China, den Islamischen Staat und Iran", aber nicht für die USA sei. Den vorletzten Schlusspunkt des Abends zu setzen blieb Donald Trump jr. vorbehalten.

Der älteste Sohn des Präsidenten nannte Biden wörtlich "das Loch Ness-Monster des politischen Sumpfs" von Washington D.C., der in seinen 47 Jahren als Politiker "nichts zustande gebracht hat, außer seiner Mitarbeit an den schlimmsten Handelsabkommen des Planeten"; von dessen angeblicher Politik der "totalen Grenzöffnung", mit Hilfe derer er "die schweigende Mehrheit unterdrücken und das Land zerstören will", ganz zu schweigen. Lippenbekenntnissen zu einem "Amerika ohne Rassismus" folgte eine Verurteilung der Polizeipraktiken, die Ende Mai zum Tod von George Floyd in Minneapolis geführt hätten. Als letzter Redner durfte Tim Scott, Senator von South Carolina, sein Scherflein beitragen.

Wie zuvor Haley stellte der 54-Jährige in Frage, dass Rassismus in den USA ein Problem sei, schließlich sei er selbst Zeit seines Lebens "nicht aufgrund meiner Hautfarbe, sondern aufgrund meines Charakters" beurteilt worden und entsprechend weit gekommen. Der einzige afroamerikanische Vertreter der Republikaner im Oberhaus beklagte im Anschluss die sogenannte "Cancel Culture" und die "fehlgeleitete Politik der Demokraten, die einzig und allein darauf abziele, euch euer Geld aus der Tasche ziehen und es Millionären in Manhattan und Filmmogulen aus Hollywood zu geben." Wie diese These zu seinen Schlussworten passte, bleibt wohl für immer sein Geheimnis: "Sie (die Demokraten) wollen eine kulturelle Revolution. Sie wollen unser Land in eine sozialistische Utopie führen." Die einzige Alternative dazu laute gestern wie heute: Trump.