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"Donau ist in Gefahr"

Von Petra Tempfer

Wissen
Die Transportleistung auf der Donau ist im Vorjahr gegenüber 2009 um rund 20 Prozent gestiegen. Im Bild: die Schlögener Donauschlinge in Oberösterreich.
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Umweltschützer fordern eine ökologisch verträgliche Schifffahrt.


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Wien. "Passt nicht die Donau an die Schiffe an, sondern die Schiffe an die Donau." Diese Forderung des Präsidenten des Umweltdachverbandes, Gerhard Heilingbrunner, bringt die Kritik der Umweltorganisationen an der EU-Donauraumstrategie auf den Punkt. Der Dachverband, die Umweltorganisation "Virus" und der Bund Naturschutz in Bayern präsentierten am Montag ihr Projekt "Blaues Band der Biodiversität - Auenverband Donau". Dieses hat zum Ziel, dass frei fließende Donauabschnitte als Quellen der Artenvielfalt erhalten bleiben und "die Donau nicht zu einem reinen Wasserstraßenkanal degradiert wird." Außerdem wollen die Umweltschützer in die Umsetzung der Donauraumstrategie stärker eingebunden werden.

Bereits Ende Juni ist diese von den europäischen Staats- und Regierungschefs beschlossen worden. Ihr Grundgedanke war, dass die 14 durch die Donau verbundenen Staaten (sechs davon nicht EU-Mitglieder) besser verbunden werden, 120 Millionen Menschen wären betroffen: Durch den Ausbau der Häfen soll die Donau auf ihrer gesamten Länge und ganzjährig schiffbar gemacht werden. Für den kompletten Donauraum stehen laut Außenminister und Vizekanzler Michael Spindelegger bis 2013 bis zu 100 Milliarden Euro an EU-Förderungen zur Verfügung.

"Die Donauraumstrategie verfolgt rein wirtschaftliche Interessen und wird für die Ausbauziele der Schifffahrt missbraucht", kritisiert allerdings Heilingbrunner. In ihrer jetzigen Form bringe sie die Donau enorm in Gefahr, "weil es den letzten unberührten Abschnitten an den Kragen gehen soll". Die Donau zum Rhein machen zu wollen, ist auch in den Augen Wolfgang Rehms von "Virus" absurd. Man könne die Kapazitäten nicht vergleichen, weil die Frachtschifffahrt auf der Donau lediglich auf billige Schüttguttransporte beschränkt sei. Zudem seien zwei Drittel der Donau ein Natura-2000-Schutzgebiet.

Leitbild für den Donauraum

Die Umweltorganisationen wollen nun ein Leitbild erarbeiten, indem sie den Zustand der Donau erfassen und ein Vernetzungs- und Entwicklungskonzept erstellen. Durch einzelne Projekte in den Anrainerstaaten soll das Vorhaben umgesetzt werden.

Seitens des Verkehrsministeriums steht ohnedies bei allen Donauprojekten der Schutz des ökologischen Systems im Mittelpunkt. Denn beides sei möglich: die bessere Nutzung der Donau für den umweltfreundlichen Güterverkehr sowie flussökologische Verbesserungen. Auch die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) spricht sich für die EU-Donauraumstrategie aus. Im Vorjahr sei die Transportleistung auf der Donau gegenüber 2009 um rund 20 Prozent gestiegen - das Potenzial sei aber noch nicht ausgeschöpft. Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr der WKÖ: "Wir müssen handeln, um die Verfügbarkeit dieses Verkehrsträgers sicherzustellen. Andernfalls macht sich der Umweltdachverband mitschuldig an der Verlagerung des Verkehrs vom Wasser auf die Straße."