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Güterverkehr auf Österreichs größtem Fluss ging 2009 drastisch zurück. | Metallerzeugnisse mit einem Minus von rund 45 Prozent besonders betroffen. | Wien. Der Konjunktureinbruch macht auch vor der Wasserstraße nicht Halt: Die Transportmenge auf dem österreichischen Streckenabschnitt der Donau fiel im vergangenen Jahr um rund 17 Prozent auf rund 9,3 Millionen Tonnen. Die Zahl der beladenen Fahrten reduzierte sich der Statistik Austria zufolge um rund 18 Prozent auf knapp 10.000 Einsätze.
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Bei Metallerzeugnissen war der Rückgang besonders deutlich. 2009 wurden etwa am Linzer Hafen in dieser Güterkategorie nur noch 318.000 Tonnen umgeschlagen, was einem Minus von 44,5 Prozent gegenüber dem Jahr davor entspricht. Die Wirtschaftskrise sei die Hauptursache für die fallenden Transportzahlen, erklärt Binnenschifffahrtsexperte Wolfgang Rehm von der Umweltorganisation Virus im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Sein Argument: Auch die Verkehrsträger Straße und Schiene hatten zu kämpfen.
Engstellen oder Niedrigwasser rangieren für den Schifffahrtsfachmann unter ferner liefen. Die Gleichung, dass höhere Transportmengen den Schiffseignern mehr Gewinne brächten, stelle eine "unzulässige Vereinfachung" dar. Insofern seien auch die Ausbaubestrebungen für den österreichischen Abschnitt der Donau zu hinterfragen. "Der springende Punkt für den wirtschaftlichen Erfolg ist nicht so sehr, ob man die vorhandene Wassertiefe ausnützt, sondern wie hochwertig die transportierten Produkte sind." Es mache einen großen Unterschied, ob etwa Schrott oder beispielsweise Autos transportiert würden. "Die Masse-Wert-Relation ist entscheidend."
Mehr als zwanzig Tage pro Jahr sind kritisch
Der Idee, dass eine vollständige Schiffbarkeit von Österreichs größtem Fluss in greifbarer Nähe sei, erteilt Rehm auf jeden Fall eine klare Absage: "Es gibt keine 100-prozentige Verfügbarkeit." Durchschnittlich machten pro Jahr 22 Tage für die Schifffahrt Probleme, allerdings handle es sich um einen theoretischen Wert. Es gebe "keinen Fahrplan", wann die Fahrbehinderungen aufträten.
Nicht ganz so kompromisslos äußert sich Via-Donau-Chef Manfred Seitz: "Zu 98,5 Prozent des Jahres ist die Donau schon heute schiffbar und damit ein verlässlicher Verkehrsträger", betont Seitz. Für den Via-Donau-Manager hat die Binnenschifffahrt ein ausreichendes Maß an Liefergenauigkeit erreicht. "Die Stahlindustrie in Linz wäre ohne die Donau nicht konkurrenzfähig. Doch leider kann die Donauschifffahrt aufgrund der fehlenden Infrastruktur in einigen Anrainerstaaten nur unterdurchschnittlich am Verkehrsaufkommen partizipieren."
Nicht nur die Donau-Anrainerstaaten, auch die Europäische Union (EU) will die Leistungsfähigkeit der Wasserstraßen verbessern. Daher beteiligt sich die EU an dem 220 Millionen Euro teuren Flussbauprojekt zwischen Wien und Bratislava, das einen schwer schiffbaren Engpass der Donau beseitigen soll. Die Mittel für dieses "Flussbauliche Gesamtprojekt östlich von Wien", so der offizielle sperrige Titel, soll großteils für die Sole-Eintiefung und für Rückbaumaßnahmen an den Donauufern verwendet werden und so - neben dem Naturschutz - vor allem der Schifffahrt neue Impulse geben. Faktum ist: Derzeit werden nur 10 Prozent der Donau-Kapazität genutzt. Bis 2015 soll damit laut nationalem Aktionsplan das jährliche Frachtvolumen von 10 Millionen Tonnen auf 30 Millionen Tonnen gesteigert werden.
Schifffahrtexperte Rehm warnt jedenfalls schon jetzt vor überzogenen Erwartungen bei Ausbauvorhaben für die Donau: "Ein Großteil des Aufwandes wird wirkungslos verpuffen." Denn: Die wirtschaftsgeografischen Faktoren stehen im Vordergrund. In anderen Worten: Die Donau ist mit dem Rhein-Flusssystem nicht vergleichbar. Dort gebe es viel mehr Werkshäfen. In Österreich hingegen müsse meist vom Schiff auf Lkw oder die Bahn umgeladen werden, was die Binnenschifffahrt unattraktiver mache, so Rehm.