Bank Austria startet auch Verkauf ihres Immobilien Holding-Portfolios - Bieterverfahren soll bis Herbst abgeschlossen sein.
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Wien. "Es gehört nicht zum Kerngeschäft einer Bank, Immobilien zu verwalten": In konsequenter Verfolgung dieser Strategie setzt die Bank Austria nach dem Verkauf des alten Hauptgebäudes am Schottentor - und auch schon des erst seit kurzem in Bau befindlichen neuen Hauptquartiers am Campus Nordbahnhof - sowie auch des Anteils an der börsenotierten CA Immo AG nun den nächsten Schritt. Rund 80 Beteiligungen der Immobilien Holding GmbH-Gruppe österreichweit sollen verkauft werden - darunter auch der 95-Prozent-Anteil an einem der bekanntesten Wiener Wahrzeichen, dem Donauturm.
Was soll Österreichs höchstes Gebäude kosten? Diese Frage wollte ein Bank-Austria-Sprecher am Montag ebenso wenig beantworten wie die nach dem erwarteten Gesamterlös des gesamten Portfolios, zu dem neben Wohnhäusern und Geschäftslokalen unter anderem auch Beteiligungen an der Garage Am Hof in der Wiener City, dem Schlosshotel Lebenberg in Kitzbühel und der Komplex "Wien Mitte" - mit dem Einkaufszentrum "The Mall" - gehören. Branchenexperten schätzen den Wert des Portfolios auf gut eine Milliarde Euro, rund die Hälfte davon sollte auf "Wien Mitte" entfallen, für das der Verkaufsprozess getrennt schon im November 2014 gestartet wurde.
Das in der Vorwoche gestartete offene Bieterverfahren für das Portfolio der Immobilien Holding GmbH richtet sich laut der Bank an in- und ausländische Investoren und soll bis Herbst 2015 abgeschlossen werden.
Angeboten werden auch diverse Beteiligungen im Projektentwicklungs- und Dienstleistungsbereich wie z.B. an der BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH, der Ekazent Immobilienmanagement GmbH, der Hausverwaltung Dr. W. W. Donath Immobilienverwaltung GmbH oder dem Immobilienmakler BA Real Immobilientreuhand GmbH.
Der Verkaufsprozess ist zweiphasig strukturiert: Phase eins betrifft den Verkauf des Hauptbestandsportfolios, Phase zwei den Verkauf der Bauträgergesellschaft BAI Bauträger Austria Immobilien sowie der Dienstleistungsgesellschaften.
In der ersten Phase wird das Hauptbestandsportfolio mit insgesamt sechs Paketen zum Verkauf angeboten: generalvermieteter bzw. geförderter Wohnbau (Paket 1 und 2), Wohnobjekte in erstklassigen Lagen (Paket 3), Zinshausportfolio (Paket 4), einzelne Wohnungen, Geschäftslokale und Stellplätze (Paket 5) sowie Bau- und Mietrechte der Ekazent Realitäten GmbH (Paket 6). Zusätzlich dazu werden auch Objekte zum Einzelverkauf angeboten - wie etwa der Donauturm, oder das Schlosshotel Lebenberg. Angebote können sowohl für das Gesamtpaket als auch für die Einzelpakete gelegt werden.
Auslagerung in Stiftung rückgängig gemacht
Um die Immobilien selber verkaufen zu können, musste zuerst deren Auslagerung in eine Privatstiftung wieder rückgängig gemacht werden: 1999 hatte die Bank Austria einen großen Teil ihrer Immo-Beteiligungen in eine Immobilien Holding GmbH als eine 100-Prozent-Tochter der Immobilien Privatstiftung eingebracht. Dafür bekam die Bank Genussrechte, die eine Beteiligung an ausgeschütteten Dividenden, am Unternehmenswert und/oder Verwertungserlösen verbrieften. Diese Genussrechte standen zu einem Buchwert von rund 430 Millionen Euro in der Bilanz für 2013.
Die Trennung der Immobilien von der Stiftung erfolgte im Herbst des vergangenen Jahres, indem die Bank Austria die Immobilien Holding aus der Stiftung wieder herauskaufte. Über finanzielle Details wurden auch damals keine Angaben gemacht.
CA-Immo-Anteil ging an russischen Investor
Bereits Ende Oktober 2014 hatte die Bank Austria den Verkauf ihrer Anteile von rund 16,1 Prozent an der börsenotierten CA Immo AG gemeldet: Die auf Zypern registrierte 01 Group Ltd. des russischen Immobilieninvestors Boris Mint zahlte 295 Millionen Euro und kündigte an, ihre Beteiligung an der CA Immo auf maximal 26 Prozent aufstocken zu wollen. Den restlichen Aktionären wird der gleiche Stückpreis von 18,50 Euro geboten, das Angebot gilt noch bis zum 6. Februar.
Auch im neuen Hauptquartier ist die BA nur Mieter
Mitte Jänner beginnen die Bauarbeiten für die neue Bank-Austria-Zentralen Österreich. Die Hälfte der Fläche des "Austria Campus" am ehemaligen Nordbahnhofgelände hinter dem Wiener Praterstern wird zum neuen Hauptquartier der Bank Austria, die in der angrenzenden Lassallestraße schon zwei große Verwaltungsgebäude hat. In dem neuen Wiener Hauptquartier werden - wie berichtet - ab 2018 insgesamt rund 6000 Mitarbeiter der österreichischen Unikredit-Tochter arbeiten. Gebaut wird das 500-Millionen-Euro-Projekt - "das materialisierten Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort und zur Stadt", so der Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) beim Spatenstich vor wenigen Wochen - von der Signa Holding des Großinvestors Rene Benko. Die Bank Austria ist Mieter, werde aber für den Innenausbau einen dreistelligen Millionenbetrag zahlen, "eine Zukunftsinvestition", wie es hieß.
Die alte Bankzentrale in der Schottengasse, das denkmalgeschützte alte CA-Palais, hat die Bank schon an die Investoren Pecik/Koch verkauft - um kolportierte 125 Millionen Euro - und bis zum Umzug zurückgemietet. Was danach aus dem Gebäude wird, ist noch nicht entschieden. Spekuliert wird mit einem weiteren Luxushotel. Nach der Übernahme des deutschen Karstadt-Kaufhauskonzerns Karstadt ließ zuletzt auch Rene Benko wieder Fantasie aufkommen: Er will mit Luxuskaufhäusern nach dem Muster des berühmten Berliner KaDeWe expandieren - und "Wien würde für ein schönes KaDeWe Sinn machen."